Der lange Weg des Kakaos

Kita-Kinder besuchen den Weltladen und lernen, was fairer Handel ist

Anfassen und probieren erlaubt: Die Kinder erfahren, woher die Waren kommen und wie sie produziert werden.

Schätze aus der ganzen Welt: Helga Kiedel zeigt und erklärt Kindern fair gehandelte Waren. FOTOS: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Im Weltladen im Turm der Altstadtkirche am Heinrich-König-Platz gibt es viel zu entdecken. Insbesondere für die Kindergartenkinder der Kita St. Agnes, die dem Weltladen im Dezember einen besonderen Besuch abstatteten.
Zusammen mit Helga Kiedel, die sich ehrenamtlich für den Weltladen engagiert, erkundeten sie die Regale mit den vielen weitgereisten Waren. Das Sortiment ist groß und der Laden wirkt wie eine große Schatzkiste – hier lassen sich Produkte aus allen Bereichen und von allen Kontinenten finden: In Handarbeit gefertigte Unikate wie Schmuck, Dekoration, Taschen, Spielzeug und Kleidung, außerdem Süßigkeiten und Lebensmittel. Worin der Unterschied zu Waren in den übervollen Schaufenstern der Fußgängerzone liegt, sollten die Kinder anhand einiger ausgewählter Gegenstände erfahren. Kita-Leiterin Marianne Stegemann und Pfarrer Rolf Neuhaus der Emmaus-Kirchengemeinde sind sich darüber einig, wie wichtig es ist, Kindern schon früh zu veranschaulichen, woher die meisten Produkte stammen und wie sie hergestellt werden. Vor allem, das dies auch ohne Ausbeutung der Produzierenden geht.

Riechen, Probieren und Verstehen

Zwei Gruppen von zehn Kindern im Alter von fünf und sechs Jahren besuchten den Weltladen, nachdem sie in der Kindertagesstätte schon inhaltlich auf den Tag vorbereitet wurden. Im Mittelpunkt standen Gewürze, Kakao und Blechspielzeug aus Indien. „Auch wenn sie in der Kita schon darüber gesprochen hatten, war es für die Kinder etwas ganz anderes, die Kakaobohnen anzufassen, an den geschroteten Bohnen und Gewürzen zu riechen, zu probieren und zu verstehen, wie weit ihr Weg bis nach Deutschland ist“, so Kiedel über den Besuchstag, der alle Sinne ansprach. „Als sie die Bohnen probierten, waren sie überrascht, dass sie bitter waren und lernten so, dass Schokolade und Kakao erst nach einem langen Herstellungsprozess und der Zugabe von Zucker süß schmecken!“ Kiedel wurde mit Fragen gelöchert und erklärte den Kindern, wie Bauern in Indien die Felder bestellen und warum sie sich in Genossenschaften zusammentun, um Ihre Waren zu fairen Preisen zu verkaufen.

Die Philosophie des Weltladens weitergeben

Zu zeigen, dass für viele Kinder in Indien das Leben ganz anders ist als in Gelsenkirchen, gelang ihr auch am Beispiel kleiner, bunter Autos aus Blech: Einem LKW war zum Beispiel sofort anzusehen, welche bekannte Limonadendose dafür recycelt – also wiederverwendet – wurde, um daraus ein Kinderspielzeug herzustellen.
Die Kinder waren so begeistert von dem Besuch im Weltladen, dass sie Kiedel und Pfarrer Neuhaus zum Kaffee in ihre Kita einluden. „Deshalb arbeite ich so gerne ehrenamtlich im Weltladen – es ist so wichtig, diese Philosophie von fair gehandelten Produkten weiterzugeben. Das ist mir ein ganz großes Anliegen und eine Bereicherung!“, sagte Kiedel sichtlich gerührt. Bei dem Gegenbesuch werden sie und Pfarrer Neuhaus den Kindern und ihren Eltern von den Projekten in den Produktionsländern berichten, die durch den Weltladen unterstützt werden.