Sie lassen den Kirchraum auf sich wirken, bestaunen die imposante Orgel und erfahren spannende Details über den „Dicken Georg“, wie die fast 500jährige Glocke im Volksmund genannt wird, die nach mehreren Stationen ab 2012 hier im hinteren Teil der Kirche ihre neue Heimat gefunden hat.
Aufmerksam lauschen sie dem Bericht von Hans-Joachim Koenen, dem 2. Vorsitzenden des Heimatbundes, der über die Entstehung Gelsenkirchens, den ersten Kirchenbau und das erste Dorf spricht. Einige machen Fotos und nehmen Infoflyer mit.
Es ist für alle Beteiligten eine sprachliche Herausforderung, der Referent muss sich darauf konzentrieren langsam, verständlich und deutlich zu sprechen und die Zuhörenden müssen Worte uns Sätze erfassen und in einen logischen Zusammenhang bringen. Denn es sind allesamt Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus zwei Projekten für Geflüchtete der Ev. Erwachsenenbildung. Sie stammen aus der Ukraine, aus Afghanistan, dem Iran und dem Irak, aus Eritrea und aus Syrien.
Gut, dass es in den beiden Projekten „Hören, lesen und verstehen“ und „Alltagsstark!“ neben dem Erlernen der deutschen Sprache auch um Solidarität und Hilfsbereitschaft geht. So helfen sich beim Rundgang alle gegenseitig, um möglichst viele Informationen aufzunehmen.
Die Idee zu diesem Angebot hatten Heidi Wiesner von der Ev. Erwachsenenbildung und die Fotografin Cornelia Fischer. Mit Hans-Joachim Koenen vom Heimatbund Gelsenkirchen haben sie sich einen ausgewiesenen Experten der Gelsenkirchener Geschichte an die Seite geholt.
Der Plan, die Eindrücke am Wegesrand auch mit der Kamera des Smartphones festzuhalten, wird unter Anleitung der Fotografin schon von einigen Teilnehmenden in die Tat umgesetzt.
Die Entdeckungstour führt die Gruppe vom Heinrich-König-Platz durch die Robert-Koch-Straße, vorbei am früheren Altstadtfriedhof, am Alten Aloysianum, den Ev. Kliniken und durch einen Teil des Stadtgartens bis zur Zeppelinallee. Hier wird besonders das ehemalige Finanzamt bestaunt, dessen Baustil und Zweck sich sogar auf benachbarte Gebäude auswirkte, wie die Figur des Mannes mit leeren Hosentaschen belegt, die das Nachbarhaus schmückt. Weiter geht es bis zum alten Rathauswappen, das mittlerweile an der Außenfassade der Gertrud-Bäumer-Realschule hängt. Beim letzten Gebäude der Tour sieht man allgemeines Kopfnicken, dieses Haus mit der gläsernen Eingangsschleuse kennen alle. In der Zeppelinallee mit der Hausnummer vier, im ehemaligen Sozialamt, befindet sich mittlerweile die Ausländerbehörde.
Die Sorge der Organisatoren, dass ein Teil der Informationen zu schwer und unverständlich war, wird am nächsten Morgen in den beiden Kursen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eindrücklich widerlegt.
Wortgewandt, detailliert und größtenteils auf Deutsch geben sie sämtliche Inhalte der Exkursion wieder. Und sie bedanken sich ausdrücklich für die Möglichkeit, durch diese Stadtrundgänge mehr über ihren neuen Wohnort Gelsenkirchen zu lernen.
Auch die nächste Tour ist schon geplant, dann geht es in den Süden Gelsenkirchens nach Ückendorf.
Text: Heidi Wiesner
Fotos: Katrin Oelbracht