Den Krankenhausalltag einen Augenblick vergessen

Drei Künstler zeigen Eindrücke von Städten und Landschaften

Sie stellen gemeinsam mit Erwin Sinn ihre Werke aus: Helmut Winterhalter (links) und Klaus Stegmann. FOTO: DIAKONIEWERK

Sie stellen gemeinsam mit Erwin Sinn ihre Werke aus: Helmut Winterhalter (links) und Klaus Stegmann. FOTO: DIAKONIEWERK

GELSENKIRCHEN – In den Evangelischen Klinken Gelsenkirchen (EVK) ist seit dem 11. September eine neue Ausstellung zu sehen. Drei Künstler stellen ihre Werke aus: Erwin Sinn, Klaus Stegmann und Helmut Winterhalter. Die Arbeiten der Düsseldorfer Maler Erwin Sinn und Helmut Winterhalter, beide sind Mitglieder im Düsseldorfer Künstlerkreis „Spektrum 76“, umfassen klassische Aquarelle und Arbeiten mit Acryl.


Die Welt ist mehr, als wir sehen können

Beide Künstler verbindet eine farbreiche Ausdrucksweise in ihren Bildern, die schnell den Blick beim Vorübergehen auf sich ziehen, die Betrachter verweilen lassen und so einen schönen Augenblick verschaffen auf dem Weg durch die Klinik. „Die farbigen Arbeiten sind überwiegend abstrakt-gegenständlich angelegt, wobei ich hier das Augenmerk besonders auf die farbige Ausarbeitung lege“, charakterisiert Erwin Sinn seine Arbeiten. Besonders seine Lichtgestaltung, die den Bildern Tiefe gibt, macht seine Malweise aus. Es scheint, als ob das Licht regelrecht hereinbricht in die Welt der Farben, besonders eindrücklich ist diese Technik in seinem Bild „Warten auf Regen“ zu beobachten. Eine Lichtflut, die ahnen lässt, dass unsere Welt mehr ist, als wir sehen können. Der ehemalige Buchbindermeister hat zum ersten Mal 2009 in den Evangelischen Kliniken seine Arbeiten ausgestellt.

Für Helmut Winterhalter, dessen Bilder bereits 2006 in einer Einzelausstellung in den EVK zu sehen waren, spiegeln sich in seinen Arbeiten Leichtigkeit und Helle in Formen und Farben wieder, die gerade durch die Aquarellmalerei deutlich wird. „Früher wurde diese Maltechnik lediglich zum Skizzieren benutzt, um flüchtige Eindrücke festzuhalten, gerade bedingt durch diese luftig-trockene Technik“, so erzählt er von der Geschichte der Aquarell-Malerei, die ihn fasziniert. Und so wirken auch seine Aquarelle – leichte Momentaufnahmen, die einen Augenblick den Krankenhausalltag vergessen lassen.


Eine Zeitreise durch das Ruhrgebiet

Der dritte Künstler Klaus Stegmann zeigt in Radierungen als „Kind des Reviers“ seine Sicht auf das Revier. ‚Bei Kirchens’ ist Klaus Stegmann kein Unbekannter. Seit vielen Jahren ist er als Presbyter und Kirchmeister in der Kirchengemeinde Beckhausen tätig und engagiert sich im Kirchenkreis Gelsenkirchen in Ausschüssen und Projekten. Zum ersten Mal stellt er vor allem seine Industrie- und Ruhrgebietsimpressionen in den EVK aus. Seine Motive und Themen beschränken sich aber bei weitem nicht nur aufs Revier, auch wenn er als Schalker Jung, wie er erzählt, die grauen und rußigen Zeiten, als es noch die Zechen gab, gut in Erinnerung hat. Wie eine kleine Zeitreise könnte man seine ausgewählten Bilder verstehen: Die 50er Jahre und folgende werden sichtbar, Frau Persil taucht auf, die Halden und Zechen, die Hochöfen, Stahl und Eisen, Kohle und Chemie, Zollverein und Kathedrale und Ruhr 2010. Klaus Stegmann hat diese Erfahrung bildnerisch umsetzt.

Klaus Stegmann war früh schon künstlerisch tätig. In den 60er Jahren lernte er Malerei in der Folkwang-Schule, Essen-Werden. Die 70er und 80er Jahre waren hauptsächlich bestimmt von Tonarbeiten und Holzbildhauerei in der Katholischen Familienbildungsstätte in Gelsenkirchen-Buer. Zwischendurch beschäftigte er sich auch mit Tonarbeiten im Künstlerhof Westerholt. Von 2005 bis 2012 hatte er einen neuen Schwerpunkt: Glasbilder mit Bleiruten im Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich. Und dann seit 2006 Radierungen bei Peter Drolshagen in der Volkshochschule Gelsenkirchen. Aus dieser Zeit stammen seine jetzt ausgestellten Bilder.

Die Ausstellung „Kunst im Krankenhaus“ sucht bewusst die Verbindung zur alltäglichen Lebenswirklichkeit außerhalb des Krankenhauses, um den „Blickwinkel“ in Zeiten von Krankheit und Therapie zu weiten.

Die Ausstellung ist bis zum 15. Oktober im Erdgeschoss der EVK, Munckelstraße 27, 45879 Gelsenkirchen zu sehen.