Den Götzen des Marktes entmachten

Vor der Maikundgebung gab es einen ökumenischen Gottesdienst

 

Das Banner und die Fahnen der Christlichen Sozialverbände und der Hartz-IV-Selbsthilfegruppe sowie das Kreuz der Arbeitslosigkeit bildeten den Altarraum beim Gottesdienst vor dem Musiktheater.

Das Banner und die Fahnen der Christlichen Sozialverbände und der Hartz-IV-Selbsthilfegruppe sowie das Kreuz der Arbeitslosigkeit bildeten den Altarraum beim Gottesdienst vor dem Musiktheater.

Schlossen sich dem Demonstrationszug an: Superintendent Rüdiger Höcker (rechts) und Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig. FOTO: CORNELIA FISCHER

Schlossen sich dem Demonstrationszug an: Superintendent Rüdiger Höcker (rechts) und Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – „Wir in Gelsenkirchen sind in der Lage, ganz besondere Traditionen zu begründen. Denn über die Unterschiede in Parteien, Organisationen, Verbänden hinweg einen Gottesdienst zum Tag der Arbeit zu feiern, das ist mehr als das Übliche." So begrüßte Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig vom Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid die rund 1.000 Menschen am 1. Mai auf dem Vorplatz des Musiktheaters im Revier.

Der Tag der Arbeit beginnt in Gelsenkirchen traditionell mit einem ökumenischen Gottesdienst. Im Mittelpunkt steht dabei das „Kreuz der Arbeitslosigkeit“. Es begleitet den Demonstrationszug und ist auch bei der politischen Kundgebung auf dem Neumarkt deutlich zu sehen.

Heisig hielt den Gottesdienst zusammen mit dem katholischen Pfarrer Hermann Zimmermann. Die musikalische Begleitung übernahm zum ersten Mal das Werksorchester Consol. Da die vorbereiteten Liedzettel bei Weitem nicht ausreichten, schauten Christen und Marxisten, Gewerkschaftler, Parteimitglieder und Initiativgruppen gemeinsam hinein.

In seiner Ansprache beschrieb Heisig die derzeitigen wirtschaftlichen Verhältnisse als Götzendienst am Markt oder den Märkten. „Damit dieser Gott auch ja nicht unruhig wird, muss ihm geopfert werden: ordentliche Arbeitsverträge, gerechte Löhne, soziale Sicherheit, gute Arbeit; alles muss geopfert werden.“

Heisig ermutigte dazu, gemeinsam zu widerstehen und diesen Götzen zu entmachten. „Es ist eben nur ein Götze und nicht Gott. Der Gott, in dessen Namen wir hier zusammen sind, der will keine Opfer. Im Gegenteil, er will, wie es in der Bibel heißt: ‚dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen‘“.

Die sechs Fürbitten gaben der Sehnsucht nach einer solidarischen Gesellschaft Ausdruck. So lautete die fünfte Bitte: „Gott, wir bitten Dich für alle Menschen in dieser Stadt um die Erkenntnis, dass wir hier gemeinsam Verantwortung tragen und um den Willen, daraus auch Konsequenzen zu ziehen. Wir bitten um eine Gemeinsamkeit, die niemanden zurücklässt oder ausschließt. Sei Du für uns wie ein Stoppschild, wenn wir Gefahr laufen, einzelne Menschen aus unserer Gemeinschaft herauszudrängen.“

Dokumentiert: Die <media 2064 _blank>Ansprache</media> von Pfarrer Dieter Heisig zum Herunterladen.