Demo für Solidarität, Vielfalt und Gerechtigkeit

Ökumenischer Gottesdienst leitete den Tag der Arbeit ein

In seiner Ansprache forderte Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig mehr soziale Gerechtigkeit. FOTOS: CORNELIA FISCHER

Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig (links) und Probst Markus Pottbäcker hielten zusammen den ökumenischen Gottesdienst.

GELSENKIRCHEN – Am 1. Mai, traditionell der Tag für Forderungen und Appelle, sind viele Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger dem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gefolgt, für Arbeitnehmerrechte und einen sozialen Arbeitsmarkt auf die Straße zu gehen. Eingeleitet wurde der Tag der Arbeit mit einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Vorplatz des Musiktheaters.

Sozial- und Industriepfarrer Dieter Heisig fiel es in diesem Jahr leicht, an das Motto „Solidarität, Vielfalt und Gerechtigkeit“ anzuknüpfen: „Dies sind auch drei Schlüsselbegriffe des christlichen Glaubens.“ Unverhandelbar sei die Würde jedes Menschen. Anstatt nur von ihr zu reden, müsse Vielfalt auch ausgehalten und gelebt werden, während Gerechtigkeit nicht an der Kassenlage der öffentlichen Hand enden dürfe. „Aber genau so mag es doch einem lange erwerbslosen Menschen vorkommen, wenn ökonomische Interessen zwar seinen Arbeitsplatz kosten dürfen, es aber als persönliches Versagen angesehen wird, wenn er nicht gleich wieder einen Job findet“, so Heisig.

Auch wenn der Begriff Solidarität in der Bibel als solcher nicht auftauche, so erzähle sie doch – zum Erstaunen von Christen sowie Marxisten – von Lebensgemeinschaften ohne Privateigentum. „Man lebte in Gütergemeinschaft und war ‚ein Herz und eine Seele‘, so wird berichtet. Auch wenn das alles historisch zu hinterfragen ist, auch wenn hier idealisierend erzählt wird: es ist offensichtlich ein Gegenmodell zum Kapitalismus unserer Zeit.“ Heisig machte deutlich, dass sich Vieles ändern müsse, damit vielen Menschen zu ihrer Würde verholfen wird: „Besonders denen, die diskriminiert werden. Dazu brauchen wir Vielfalt. Vieles muss sich ändern, damit alle zu ihrem Recht kommen können. Besonders die Schwächeren. Dazu brauchen wir Gerechtigkeit. Vieles muss sich ändern, damit Menschen spüren können, dass sie mehr sind als Produktionsfaktoren. Besonders die, die schon lange allein sind und resignieren. Dazu brauchen wir Solidarität!“

Im Anschluss an den Gottesdienst zog der Demonstrationszug aus hunderten TeilnehmerInnen unter rhythmischer Begleitung des Samba Syndikats zum Neumarkt. Dort fand die Mai-Kundgebung mit den Sprechern Mark Rosendahl, Vorsitzender der DGB Gelsenkirchen, Stefan Körzell, DGB Bundesvorstand, und Oberbürgermeister Frank Baranowski statt.