Christliche Begeisterung entfachen

Dr. Elke Jüngling ist Schulreferentin für Gelsenkirchen und in Bochum

Kommunikation des Evangeliums und Begegnungen sind Dr. Elke Jüngling besonders wichtig. FOTO: FRAUKE HAARDT-RADZIK

Kommunikation des Evangeliums und Begegnungen sind Dr. Elke Jüngling besonders wichtig. FOTO: FRAUKE HAARDT-RADZIK

GELSENKIRCHEN – „Religionslehrer an Schulen sind wichtige Multiplikatoren und Ansprechpartner für die Jugendlichen. Junge Leute brauchen Gesprächspartner, die ein Standing haben. Wir als Kirche müssen Religionslehrer stärker in den Fokus nehmen, sie in jeder Hinsicht stärken und unterstützen." Dr. Elke Jüngling, seit einem Vierteljahr als Schulreferentin unterwegs, sprüht vor Energie und Schaffensdrang.


Von der Finanzwirtschaft zur Theologie

Dabei begann der berufliche Lebensweg der 53-Jährigen zunächst weitab von Kirche und Schule. Nach dem Abitur empfahl man ihr einen krisensicheren Job, also startete sie erst einmal eine Ausbildung zur Finanzwirtin. Doch schnell war ihr klar, ich will etwas anderes. Die Nähe zur Kirche bestand für sie schon von Kindesbeinen an und der Beruf Lehrerin erschien ihr als verlockende Berufung. Also sattelte sie um, studierte Theologie und Germanistik. „Inwiefern beeinflussen sich gegenseitig Gottesbilder und Höllenvorstellungen?“ lautete das Thema ihrer Dissertation. Die erste Anstellung als Lehrerin erfolgte an einer katholischen Ganztags-Realschule in Herten: „Hier war ich die einzige evangelische Religionslehrerin“, erinnert sie sich. 1996 wechselte sie an ein städtisches Gymnasium in Herne.


Am PI neue Formate konzipiert

Dann kamen ihre zwei Kinder zur Welt und 2005 war Schulschluss für die junge Mutter. Am Pädagogischen Institut (PI) der Evangelischen Kirche von Westfalen in Villigst übernahm sie die Dozentenstelle für den Fachbereich Gymnasium, evangelische Schulen und Weiterbildung. Damit kamen ganz neue Aufgaben auf sie zu. „Evangelisches Profil schärfen, erfahrene Kolleg*innen stützen, neue theologische Impulse weitergeben und Lehrer anderer Fachrichtungen für evangelischen Religionsunterricht begeistern – das Leben als Dozentin in dem Fachbereich ist sehr abwechslungsreich. Mein Aufgabenbereich entwickelte sich stetig weiter und ich hatte die Möglichkeit, mit Kollegen neue Formate zu konzipieren.“ Viele dieser Erfahrungen und Kontakte der vergangenen 14 Jahre als Dozentin kann Jüngling nun in ihrer neuen Funktion als Schulreferentin gut einsetzen.


Die Stärke der Region: Tacheles reden

„Dort war ich sozusagen stationär an einem Ort, wo die meisten Menschen hinkamen. Jetzt bin ich diejenige, die mobil unterwegs ist. Ich bin städteübergreifend die Kontaktperson für Menschen, die in Religion, Schule und verwandten Bereichen tätig sind. Als klar war, es geht nach Gelsenkirchen, hatte ich nicht die Angst, oh je, jetzt gehst Du in die Bronx! Für mich schließt sich hier der Kreis, weil ich in Rotthausen in den Kindergarten gegangen bin. Ich treffe hier auf herzliche, tatkräftige Menschen, die Tacheles reden.“

1,5 Jahre lang war das Schulreferat in Gelsenkirchen unbesetzt. Jetzt heißt es für Jüngling, Menschen wieder zurück zu gewinnen. Dafür ist sie zu 50% in Gelsenkirchen. Mit 25% ergänzt sie das Team des Schulreferates im Kirchenkreis Bochum und mit 25% ist sie als Vertreterin des PI vor Ort unterwegs. Das heißt: viel auf Achse und zugleich voll konzentriert. „Themen und Formate sind personen-, zeit- und ortsabhängig. So biete ich einen Kurs in Entspannungspädagogik für Religionslehrer im Kloster Stiepel an und einen Runden Tisch für interreligiöses Lernen in Gelsenkirchen. Hier hoffe ich übrigens auf viele neue Impulse.“


Die Bibel für alle erfahrbar machen

Der Runde Tisch liegt ihr besonders am Herzen und sie hofft, dass Vertreter aller Religionen hier zusammentreffen werden. „Es wird ein Erfolg, wenn daraus auch eine konkrete Arbeit mit Jugendlichen entsteht. Interreligiosität muss gelebt, nicht nur gelehrt werden.“

Zusammen mit anderen Referaten der Kirchenkreise möchte sie deshalb zukünftig Angebote schaffen, die „die Bibel für alle“ und nicht nur für Experten ins Zentrum rücken. „Eine große Aufgabe wird ebenfalls in der Unterstützung von Quereinsteigern im Schuldienst bestehen, die eine besonders qualifizierte Begleitung in pädagogischen Grundsatzfragen benötigen.“


Den Überblick behalten

„Ich möchte Menschen stärken und die Begeisterung, die aus dem Christentum erwächst, kann Menschen entflammen.“ Stets unterwegs im Auftrag des Herrn, wie gehen da Job und Familie zusammen, wie behält sie da den Überblick? „Man muss schon recht diszipliniert sein“, lacht Jüngling und fügt, ganz Kind des Ruhrgebiets, noch knapp hinzu: „Wichtig ist eben immer auffm Platz!“