„Barte Palma“ - gib high five!

Jugendzentrum an der Ückendorfer Straße ist insbesondere für viele rumänische Kinder und Jugendliche eine verlässliche Anlaufstelle.

Die Interimsleiterin des La Palma, Barbara Eggers (Mitte), leitende Jugendreferentin des Evangelischen Kirchenkreises, erläuterte der Delegation die schwierige personelle und finanzielle Situation dieser Jugendeinrichtung.

Annette Kurschus besuchte im Rahmen der Visitation auch den Jugendtreff La Palma in Ückendorf. Von den überwiegend rumänischen Kindern und Jugendlichen wollte die Präses erfahren, was ihnen an diesem Jugendtreff besonders gefällt.

Trubelige, lautstarke Stimmung: Etwa 40 Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahre sind wie eigentlich an allen Wochentagen ins „La Palma“ gekommen und spielen, reden, toben. Barbara Eggers, leitende Jugendreferentin des Evangelischen Kirchenkreises, hatte vor einigen Jahren die Idee dazu. Ein niederschwelliges Angebot mit Hausaufgabenbetreuung, ein Treff für die Kinder und Jugendlichen aus dem Stadtteil Ückendorf sollte es sein. Mittlerweile ist das „La Palma“, in einem Ladenlokal direkt gegenüber der Nicolai – Kirche gelegen, zu einer festen Größe geworden.

An neuerdings fünf Tagen die Woche treffen sich hier Kinder und Jugendliche zwischen 14.00 und 20.00 Uhr. Etwa 60 % von ihnen sind rumänischer Abstammung, 10% bulgarischer Herkunft, aber es kommen auch deutsche, arabische, türkische und kurdische Kinder. Barte Palma heißt in der Sprache der rumänischen Sinti und Roma etwa so viel wie die Begrüßung mit der offenen Hand, gib high five.

Freies Spielen, Billard, Kickern, Tischtennis, Hausaufgabenbetreuung, Ausflüge und immer dienstags steht gemeinsames Backen auf der Tagesordnung.

An diesem Dienstag aber hat sich besonderer Besuch angesagt: Die Präses der evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, besuchte das Jugendzentrum im Rahmen ihrer Visitationstage. Doch die Kinder ließen sich in ihrer lautstarken Fröhlichkeit davon kaum beeindrucken.

„Bottle Flip“ steht bei ihnen heute auf dem Programm. Die knapp halb gefüllte Flasche geht von Hand zu Hand, jede und jeder versucht sie so zu werfen, dass sie aufrecht stehen bleibt. Schließlich lässt sich auch die Präses auf das Spiel ein – und beinahe wäre ihre Flasche nach dem Wurf stehen geblieben. Jeder Versuch wird lautstark kommentiert und bejubelt. Verschiedene Sprachen schwirren durch den Raum. Deutsch ist auch dabei. Teilweise sei es schwierig, sich auf eine gemeinsame Sprache zu einigen, das sei ein Problem, ist zu hören. Schließlich versucht Mezzo, Honorarkraft und seit den Anfängen sehr engagiert dabei, energisch für Ruhe zu sorgen. Gar nicht so einfach!

„Teamsitzungen sind hier immer schwierig, weil jedes Mal andere Honorarkräfte grad da sind“, weist Barbara Eggers auf das große Problem der Finanzierung hin. Eine hauptamtliche Fachkraft fehlt zurzeit leider. Bis zu acht geringfügig Beschäftigte arbeiten hier in Teilzeit, andere sogar ausschließlich ehrenamtlich. Und so springt die gelernte Sozialpädagogin vorübergehend als Leiterin der Einrichtung ein. Wahrlich keine befriedigende Lösung. Finanziert wird der Jugendtreff teilweise von der Stadt Gelsenkirchen, vom Land, etwa aus dem Stärkungspaket NRW, der Evangelischen Jugend, manchmal gibt es auch Spenden etwa vom Lions Club. „Und davon müssen die Mitarbeiter, die Miete, das Inventar, gelegentliche Ausflüge usw. finanziert werden“, macht Barbara Eggers die äußerst knappe Finanzlage der Einrichtung auch gegenüber der Präses an diesem Nachmittag deutlich.

Getragen wird das Projekt von der Evangelischen Jugend des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid, von der Katholischen Jugendsozialarbeit und von den Falken Gelsenkirchen. Dass hier wichtige, wenn auch schwierige Integrationsarbeit geleistet wird, zeigt sich nicht zuletzt im steten Zuspruch der Kinder. Sie haben das Haus zu ihrem festen Treffpunkt gemacht.

Warum sie denn so gern hierherkommen würden, möchte die Präses an diesem Nachmittag von ihnen erfahren. „Weil Mezzo da ist und wir ihn so mögen“, ist von vielen zu hören. „Hier treffe ich meine Freunde“ wird geäußert, und auch „Hier ist immer jemand für uns da!“ Viele der Kinder, auch das wird dabei deutlich, sprechen nur gebrochen deutsch. Und auch dazu wird im La Palma versucht, mit verlässlichen Angeboten etwas zur Integration beizutragen. 

 

Textautorin: Frauke Haardt-Radzik

Fotos: Conny Fischer