Barocke Prunkstücke erstrahlen in altem Glanz

Alte Kirche Wattenscheid: Kanzelaltar und des Auferstehungsgemälde wurden aufwändig restauriert

Mit viel Fingerspitzengefühl geht Diplom-Restauratorin Martina Kerkhoff an die Feinarbeiten der Verzierungen des Kanzelaltars heran. Er wurde vom Holzschnitzer Diedrich Körmann aus Lindenholz gefertigt und 1694 in der Alten Kirche aufgestellt.

Mit viel Fingerspitzengefühl geht Diplom-Restauratorin Martina Kerkhoff an die Feinarbeiten der Verzierungen des Kanzelaltars heran. Er wurde vom Holzschnitzer Diedrich Körmann aus Lindenholz gefertigt und 1694 in der Alten Kirche aufgestellt.

Vor dem eingerüsteten Kanzelaltar: (v.l.)Kirchenbaumeister Rolf Czarnetzki, Architekt Klaus-Martin Schmidt-Waldbauer und Pfarrer Frank Dressler für den Bauausschuss der Evangelischen Kirchengemeinde Wattenscheid. PHOTOS: CORNELIA FISCHER

Vor dem eingerüsteten Kanzelaltar: (v.l.) Kirchbaumeister Rolf Czarnetzki, Architekt Klaus-Martin Schmidt-Waldbauer und Pfarrer Frank Dressler für den Bauausschuss der Evangelischen Kirchengemeinde Wattenscheid. PHOTOS: CORNELIA FISCHER

WATTENSCHEID – Einen ganzen Monat lang verschwand der barocke Kanzelaltar in der Wattenscheider Alten Kirche hinter einem hohen Baugerüst. Es diente den Restauratorinnen Martina Kerkhoff und Diana Vogel dazu, den 6,65 Meter hohen Altar zu erklimmen: Im März starteten sie eine aufwändige Sanierung, damit eine der barocken Kostbarkeiten Westfalens wieder in altem Glanz erstrahlt.

“Der Altartisch wird auf die Zeit um 1660/1670 datiert und hatte, bevor er nach Wattenscheid kam, in einer anderen Kirche seinen Platz”, weiß Pfarrer Frank Dressler der Evangelischen Kirchengemeinde Wattenscheid und betont die Besonderheit des Kanzelaltars: “Eine kreative Lösung machte ihn erst einzigartig: Altar und Kanzel waren ursprünglich zwei separate Teile und aus Platzgründen wurden sie für die Alte Kirche im Jahr 1694 zusammengefügt.” Der von Holzschnitzer Diedrich Körmann gefertigte Prunkstück schmücken Voluten, gedrehte Säulen, die Figuren der vier Evangelisten und mächtige Gesimse.

Die jetzige Sanierung war aus verschiedenen Gründen notwendig: Eine Reinigung fand zuletzt  vor 25 Jahren statt. Die starke Staub- und Rußauflage und weitere, fest anhaftenden Verschmutzungen an der Oberfläche führten zu einem deutlich verdunkelten Erscheinungsbild. Der Altar wurde von den Restauratorinnen erst trocken und dann auch feucht gereinigt. Anschließend wurden Risse ausgespänt, ein Prozess, bei dem Risse in Holzbauteilen verschlossen, anschließend gekittet und farblich angepasst werden.

“Nach einem wohl kriegsbedingten Wasserschaden hatte Restfeuchtigkeit über Jahrzehnte dazu geführt, dass der oberste Eichenbalken an einer Stelle vermoderte und sich der daran aufgehängte Schalldeckel zusehends neigte. Hier wurde vor einen Jahr ein Stahlträger angebracht, und nun mussten die verschobenen Holzelemente wieder gerichtet werden”, so Dressler. Zu den Restaurierungsarbeiten gehörte auch die Behebung von Schäden eines Gemäldes von Johann Schuldte zu Beulinck aus dem Jahr 1706, das die Auferstehung zeigt. Es wurde im Atelier von Kerkhoff und Vogel im Schloßpark Haus Weitmar in Bochum aufgearbeitet. Die Altarsanierung wurde durch den Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid finanziert.