Ansichtskarte an Anne Franks Freund

Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung beschäftigten sich mit Anne Frank

Eine Wattenscheider Schülergruppe schreibt aus dem Anne-Frank-Haus an Anne Franks Jugendfreund „Hello“ Ed Silverberg. FOTO: PRIVAT

"Jetzt habe ich endlich ein eigenes Buch über Anne Frank." Die 19-jährige Jasmin ist ganz stolz. Zusammen mit den anderen Schülern aus ihrer Gruppe hat sie gerade mit ihrem Religionslehrer Willi Everding die einzelnen Blätter aus dem Unterricht mit Hilfe eines Spiralhefters zu einem kleinen Buch verbunden. Auf dem Titelblatt ist das jüdische Mädchen Anne Frank mit einem gelben Judenstern zu sehen.
Jasmin ist Schülerin an der Förderschule "Geistige Behinderung" in Watten-scheid-Leithe. Sie und fünf Mitschüler haben sich im Religionsunterricht ein halbes Jahr in einem Projekt mit den Verfolgungen jüdischer Menschen in der Zeit der Hitlerdiktatur beschäftigt. Dabei wurde den jungen Leuten vermittelt, unter welchem Druck die Angehörigen des Judentums sich damals befanden. Als Beispiel und gleichzeitig als Identifikationsfigur diente ihnen Anne Frank, die ja ebenfalls eine Jugendliche wie sie selbst war. Natürlich stand auch ein Be-such in Amsterdam auf dem Programm, denn Jasmin und ihre Mitschüler woll-ten schließlich vor Ort in Augenschein nehmen, wie eng es in dem Versteck im Hinterhaus der Prinsengracht 263 für die dort untergetauchten Menschen tatsächlich war. Der 14-jährige Daniel war ganz beeindruckt davon, dass tatsäch-lich noch die Zeitungsausschnitte an der Wand zu sehen waren, mit denen Anne Frank damals ihr Zimmer schmückte.
Natürlich musste die Gruppe auch eine Ansichtspostkarte aus Amsterdam an Anne Franks ersten Freund "Hello" schreiben, der heute als fast 80-jähriger Mann unter dem Namen Ed Silverberg in den USA lebt, und der genau wie ihr Religionslehrer in Gelsenkirchen geboren wurde. Dass "Hello" inzwischen Jas-min, Daniel und den anderen Wattenscheider Schülern geantwortet hat, freut natürlich alle ganz besonders.