MÜNCHEN – "Es ist so schön, wie hier alle singen können. Ich habe schon eine Gänsehaut!" Martina staunte über den bewegenden Gesang der großen Christengemeinde. Gemeinsam mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Wichernhaus, dem Gelsenkirchener Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, und ihren Betreuern ist Martina zum 2. Ökumenischen Kirchentag nach München gefahren. "Wir haben uns mitten in das Getümmel gestürzt", berichtet der Einrichtungsleiter Stefan Paßfeld. "Wir gewöhnten uns recht schnell an die Rolltreppen zu den Bahnsteigen, die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und überfüllte U-Bahnen und Busse. Manchmal hatten wir Glück, dann sang ein Kinderchor in der Enge der Bahn oder die Bläser spielten spontan auf der Straße Choräle. In den Hallen der Messe gab es kreative Angebote und Ruhezonen, die wir gerne aufsuchten. Und natürlich entdeckten wir auch die Weltstadt München, aßen gerne die bayrische Küche und bewunderten die zahlreichen Sehenswürdigkeiten."
Vom Tauferinnerungsgottesdienst in leichter Sprache bis hin zum großen Schlussgottesdienst auf der Theresienwiese lebten die Wichernhäusler mit vielen anderen Menschen christlichen Glauben. Viele Bewohner und Bewohnerinnen fanden einfach "alles toll", waren am Ende aber auch erschöpft und müde von den vielen Eindrücken. Das schönste Erlebnis war für die meisten das Nena-Konzert auf der Theresienwiese. Ein Popkonzert hatten viele noch nie erlebt – und dann noch Nena! Viele Bewohnerinnen zeigten sich textsicherer als die Mitarbeitenden.
Bernhard hatte beim Schlussgottesdienst eine Einladung zum Kirchentag nach Dresden im nächsten Jahr in die Hand gedrückt bekommen. Auf die Frage, was ihm am besten gefiel, gab er Stefan Paßfeld den Flyer, lächelte glücklich und sagte nichts dazu, gemäß dem Kirchentagsmotto: "Damit ihr Hoffnung habt."