1. Mai in Gelsenkirchen: Viele Zeichen gegen rechts – vereint für Demokratie und Gerechtigkeit

Gelsenkirchen – Es war ein 1. Mai, wie er deutlicher kaum hätte sein können: Gelsenkirchen hat sich klar positioniert – für Zusammenhalt, gegen Ausgrenzung. Bereits am Morgen setzte eine interreligiöse Andacht auf dem Margarethe-Zingler-Platz ein erstes Zeichen. Später demonstrierten rund um den Heinrich-König-Platz hunderte Menschen gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD

Pfarrerin Antje Röckemann betonte, dass Gerechtigkeit, Mut und Zusammenhalt Werte seien, die in allen Religionen eine zentrale Rolle spielen.

Zahlreiche Besucher*innen kamen zur Abschlusskundgebung auf dem Heinrich-König-Platz.

(v.l.) Superintendent Heiner Montanus, der jüdische Kantor Stanislav Krasnokutskiy Propst Markus Pottbäcker und Serdar Yilmaz vom Kreis Gelsenkirchener Muslime.

Andacht vor dem Demonstrationszug

Der Tag begann um 9.30 Uhr mit einer Andacht verschiedener Religionsgemeinschaften auf dem Margarethe-Zingler-Platz. Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, sowie der muslimischen und jüdischen Gemeinden kamen zusammen, um für Gerechtigkeit, Frieden und ein respektvolles Miteinander zu beten. Beteiligt waren Imam Adnan Yildiz, Serdar Yilmaz vom Kreis Gelsenkirchener Muslime, Stanislav Krasnokutskiy, Kantor der Jüdischen Gemeinde und Propst Markus Pottbäcker. Musikalisch begleitet wurde die Andacht von der Band „Two...Light Blue“.

Pfarrerin Antje Röckemann, Leiterin des Referates für gesellschaftliche Verantwortung im Ev. Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid, erinnerte in ihrem Beitrag an das Motto des zeitgleich in Hannover stattfindenden Evangelischen Kirchentags „Stark. Mutig. Beherzt.“ – und schlug die Brücke zum diesjährigen 1. Mai-Motto des DGB: „Mach dich stark mit uns“.
Beide, so Röckemann, forderten auf, Haltung zu zeigen: „Menschen damals wie heute suchen nach dem, was sie stärkt und ermutigt.“ sagte sie und betonte, dass Gerechtigkeit, Mut und Zusammenhalt Werte seien, die in allen Religionen eine zentrale Rolle spielen.

Sie erinnerte daran, dass Paulus seine Gemeinden unter schwierigen Bedingungen mit Briefen ermutigte – so wie auch heute Zeichen der Ermutigung gebraucht würden: „Jede und jeder kann etwas dazu beitragen, dass die Welt ein wenig besser wird. “

Slava Pasku, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, betonte: „Gerade heute ist es wichtig, dass wir zusammenstehen.“

Im Anschluss zog der Demonstrationszug des Deutschen Gewerkschaftsbundes los.

Breiter Protest gegen rechts

Ein Schwerpunkt des Tages war der Protest gegen eine Versammlung der rechtsextremen Partei „Die Heimat“, ehemals NPD. Mehrere Parteien und Bündnisse – darunter das „Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung“ – hatten zu Gegenaktionen aufgerufen. Unter dem Motto „Keine Heimat für Faschisten in Gelsenkirchen“ versammelten sich über den Tag verteilt zahlreiche Gegendemonstrant*innen vor den Treppen der evangelischen Altstadtkirche, um an der Kundgebung teilzunehmen. Die Beiträge kamen aus einem breiten Spektrum der Stadtgesellschaft: von Gewerkschaften über Vereine, Religionsgemeinschaften und Initiativen.

So sprachen unter anderem Bürgermeisterin Martina Rudowitz (SPD) sowie Vertreter*innen der Schalker Fan-Initiative, des Mädchenzentrums und des DGB. Sie alle machten deutlich: In Gelsenkirchen gibt es keinen Platz für rechte Hetze.

„Dafür stehen wir. Hand in Hand“

Besonderen Applaus bekam die gemeinsame Erklärung der Religionsgemeinschaften. Superintendent Heiner Montanus, der jüdische Kantor Stanislav Krasnokutskiy Propst Markus Pottbäcker und Serdar Yilmaz vom Kreis Gelsenkirchener Muslime sprachen abwechselnd – ruhig, klar und deutlich gegen rechtsextreme Rhetorik, Hass und Ausgrenzung. „Remigration verkehrt Recht in Unrecht. Sie trennt Menschen in wertvoll und minderwertig“, so Superintendent Montanus.

In ihrer gemeinsamen Ansprache betonten die Religionsvertreter ihre Verbundenheit – über Glaubensgrenzen hinweg. Die Redner erinnerten daran, dass Arbeit und Freiheit Grundrechte seien – unabhängig von Herkunft, Pass oder Religion. Und sie appellierten an die Verantwortung aller, Demokratie und Mitmenschlichkeit zu verteidigen. „Darum stehen wir heute hier: Für eine Stadt, in der Menschen Arbeit finden. Für eine Gesellschaft, die Freiheit liebt. Und für ein Miteinander, das Barmherzigkeit großschreibt“, beendete Serdar Yilmaz die gemeinsame Rede.

Am Ende des Tages stand ein deutliches Signal: Gelsenkirchen zeigt Haltung – gemeinsam, religionsübergreifend, solidarisch.

 

Text: Katrin Oelbracht
Fotos: Cornelia Fischer