WATTENSCHEID – Besinnliche Musik in altehrwürdiger Kirche zur Weihnachtszeit? Fehlanzeige! Durch das liebevoll restaurierte barocke Kirchenschiff der von 1686 bis 1763 erbauten Alten Kirche Wattenscheid schallten am letzten Sonntag des Jahres keine Kirchenlieder, sondern Jazzmusik vom Feinsten.
Das U.K. Quartett um Bandleader und Namensgeber Uwe Kellerhoff zog es beim letzten Tatort-Jazz-Konzert des Jahres nicht wie gewohnt in den Bahnhof Langendreer oder in das Bochumer Kunstmuseum. Die Lichter am Weihnachtsbaum erstrahlten, der barocke Altar und das Kreuz traten ein wenig in den Hintergrund, als Uwe Kellerhoff ( Schlagzeug), Peter van der Heusen (Saxophon), Alex Morsey (Kontrabass, Tuba und Gesang) und Matthias Dymke (Piano) so richtig loslegten.
Doch kein Abschiedskonzert
Mit ihrem „After Christmas Jazz“ trafen sie dabei ganz offensichtlich den Geschmack vieler – nicht nur – Gemeindeglieder. Die Karten für diesen Abend waren, so Gemeindepfarrer Frank Dressler, im Handumdrehen vergeben. Und so mancher, der auf ein Konzertticket an der Abendkasse hoffte, wurde bitter enttäuscht. Kein Platz mehr in dieser Herberge an diesem Konzertabend – und darüber freuten sich hier wohl gleichermaßen Musiker und Gemeinde.
Milli Häuser, unermüdliche Organisatorin der Tatort-Jazz-Konzerte seit vielen Jahren, trat diesmal quasi als Gastsängerin auf. Und wartete auch gleich zu Beginn mit einer bemerkenswerten Durchhalteparole auf. So habe die Stadt Bochum zwar die finanzielle Förderung der Tatort-Jazz-Konzerte eingestellt und die Musiker hatten schon das Ende der langjährigen Jazzmusikreihe befürchtet, aber, so die Sängerin und Organisatorin: „Wir machen weiter!“ Und so wurde dieser Abend, eigentlich als Abschiedskonzert geplant, unversehens zur doppelten Freude der zahlreichen Jazz- Fans aus Bochum und Umgebung. Auch, wenn man diesmal dafür Eintritt zahlen musste.
Vier Generationen vertreten
Doch wer schlau war und rechtzeitig eine Karte ergattern konnte, kam hier in der Alten Kirche Wattenscheid voll auf seine Kosten. Nichts mehr mit „Süßer die Glocken nie klingen“, hier ging es vom ersten Ton an kräftig zur Sache. Jazzstandards und eigene Kompositionen nahmen die Zuhörer mit auf diese besondere musikalische Reise.
„Es sind bestimmt vier Generationen heute Abend hier vertreten“, freut sich Gemeindepfarrer Dressler, „vom Konfirmanden bis zur über 90-Jährigen ist alles dabei.“ Damit bilde dieser Musikabend einen wichtigen Meilenstein für die Gemeinde: „Als soziokulturelles Zentrum wird die Kirche plus neu angebautes Gemeindehaus immer besser wahrgenommen. In einem Jahr werden wir das auf jeden Fall wiederholen!“