„Ein Zuhause kann man sich nicht stricken!“ - JVA Gelsenkirchen engagiert sich zum Tag wohnungsloser Menschen

Gelsenkirchen – „Wohnungslosigkeit ist nach Hunger die schlimmste Form von Armut”, erklärte NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann. Die Zahl von Menschen ohne eigene Wohnung erreichte zum Stichtag (30.06.2024) mit 122.170 einen neuen Höchststand. Ein klares Zeichen gegen Wohnungsnot und für soziale Gerechtigkeit wollte deshalb auch in diesem Jahr der bundesweite Tag der wohnungslosen Menschen setzen.

 

(v.l.) Die beiden Gefängnisseelsorgerinnen Maria Mauch und Susanne Schart sowie Sabrina Schmidt und Svenja Marach vom Sozialdienst präsentierten in der anstaltseigenen Frauenkirche die Werke der Inhaftierten zum Tag der wohnungslosen Menschen. Nach dem Aktionstag wurden die gefertigten Werke an die Caritas Wohnungslosenhilfe übergeben.

Zum ersten Mal organisierte das Reso-Netzwerk Gelsenkirchen eine eigene Veranstaltung zu diesem Gedenktag. Das Thema Wohnungslosigkeit spielt auch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gelsenkirchen eine Rolle, da Inhaftierte verstärkt davon betroffen sind. „Der Bahnhof war mein Wohnzimmer“, sagt Frau S. „Sechs Jahre habe ich nur mit Schlafsack draußen geschlafen, habe geschnorrt und mich gedrückt (Drogen konsumiert). Das Leben auf Platte ist eine eigene Welt, ein ständiger Kampf mit guten und schlechten Zeiten“, so die Inhaftierte.

Zum ersten Mal beteiligte sich auch die JVA Gelsenkirchen an dem Tag der wohnungslosen Menschen und wirkte an der Veranstaltung des Reso-Netzwerks mit.

„Besonders freut es uns, dass wir einige unserer Inhaftierten dafür gewinnen konnten, symbolische Werke für den heutigen Tag zu gestalten“, sagt Sabrina Schmidt, Fachleitung des Strukturierten Übergangsmanagements der JVA Gelsenkirchen. Und ihre Kollegin vom Sozialdienst Svenja Marach betont: „Dieses Engagement unter Inhaftierten ist ein starkes Zeichen für Solidarität und Hoffnung.

In Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen der JVA entstanden dabei mehrere Gestände und Werke. Die Männer der Arbeitstherapie fertigten zum Beispiel ein Vogelhäuschen, das stellvertretend für den Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum stehe. Eine Inhaftierte aus dem Offenen Vollzug bemalte es mit dem Wunsch: „Jeder Mensch sollte ein Zuhause haben!“ Andere Frauen haben ein Banner aus alten Decken und Bettlaken genäht. Und eine Girlande wurde aus gestrickten kleinen Häuschen gestaltet, um daran zu erinnern: „Ein Zuhause kann man sich nicht stricken!“ „Auch wenn ich selbst nicht von Wohnungslosigkeit betroffen bin, so ist es mir wichtig, diese gute Maßnahme für Wohnungslose zu unterstützen“, erklärte eine Inhaftierte ihr Engagement.

Auch die Christliche Gefängnisseelsorge in der JVA beteiligte sich auf ihre Weise an dem Aktionstag. „`Keine Macht den Sorgen´“ lautete das Motto unseres Gottesdienstes, den wir mit den Inhaftierten feierten und in dem wir an Menschen ohne Wohnung erinnerten“, erklärt Pfarrerin Susanne Schart. Und ihre katholische Kollegin Maria Mauch ergänzt: „Es ist unser christlicher Auftrag, die Menschen am Rand der Gesellschaft nicht zu vergessen und immer wieder darauf hinzuweisen: Wohnraum ist nicht nur Lebensraum, sondern bedeutet auch ein Stück Freiheit.“ sue

 

Foto: JVA Gelsenkirchen