Inhaltsverzeichnis
7. Mai 2023
Treffen des KSV mit Visitationsteam: Ein erfolgreicher Tag voller Austausch und Freude
Sonntag, 7. Mai 2023
Gestern, am 7. Mai, begann der Besuch des Visitationsteams rund um Präses Annette Kurschus. Nachdem das Team am Morgen unterschiedliche Gottesdienste in unserem Kirchenkreis besucht hat, traf das Team auf den Kreissynodalvorstand. Das Treffen begann vor dem Gelsenkirchener Plazahotel, wo die fröhliche Stimmung bei allen Teilnehmenden sofort spürbar war.
Die Gruppe fuhr von dort gemeinsam mit einem Reisebus durch den Kirchenkreis und machte den ersten Stopp am Nordsternpark. Vom Zechenturm aus hatte man eine atemberaubende Aussicht auf die Region. Superintendent Heiner Montanus beschrieb die Landmarken und Eigenarten des Kirchenkreises und zeigte dem Team der Landeskirche den neuen Sitz der Verwaltung.
Weiter ging es zur Bleckkirche, wo die Gäste bei Kaffee und Kuchen empfangen wurden. Den Kuchen gab es übrigens aus einer typischen Butterbrotdose aus dem Pott. Versehen mit dem Logo unseres Kirchenkreises und zum Mitnehmen für die Gäste. Pfarrer Dieter Eilert erzählte die Geschichte der Bleckkirche und gab einen Einblick in ihre Bedeutung für die Evangelische Kirche in Gelsenkirchen und Wattenscheid. Die Bleckkirche ist die älteste Kirche im Kirchenkreis. Ganz besonders an der Kirche ist der historische Grimberger Altar aus dem 16. Jahrhundert. Ganz besonders war auch die Geschichte, die Pfarrer Dieter Eilert über die Abendmahldarstellung auf den Altar zum Besten gab. Dort zu sehen ist Judas, auf dessen Schulter ein kleiner Drache sitzt, der … schaut euch den Altar doch einmal genauer an. Es lohnt sich.
Die Busfahrt führte dann über die Bochumer Straße, wo Pfarrer Rainer Rosinski über die Entwicklung von GE-Ückendorf und der Bochumer Straße berichtete. Als Pfarrer in Ückendorf schilderte er die Herausforderungen des diversen Stadtviertels, aber auch die Entwicklung der dort ansässigen lebendigen Kunst- und Kulturszene. Der nächste Halt war die Friedenskirche in Bochum Wattenscheid, wo ein festlicher und musikalisch vielfältiger Gottesdienst mit einer Predigt von Präses Annette Kurschuss stattfand. Auch hier stand das fröhliche Miteinander im Mittelpunkt. Das Visitationsteam wurde der anwesenden Besucher*innen vorgestellt.
Im Anschluss ging es zu Fuß zum Gemeindezentrum an der Alten Kirche, wo ein orientalisches Buffet auf die Gäste wartete. Als besonderes Highlight gab es ein „Speeddating“ an vier Tischen mit unterschiedlichsten Gesprächsthemen. Hier konnten die Teilnehmenden in lockerer Atmosphäre Erfahrungen und Ideen austauschen.
Insgesamt war es ein schöner Start in die Visitation, der von gegenseitigem Austausch und Freude geprägt war. Der Kirchenkreis freut sich auf viele Begegnungen in den kommenden Tagen.
7.Mai 2023 - Festgottesdienst zur Visitation
"Ich singe dir mit Herz und Mund"
Fröhlicher Festgottesdienst eröffnet die Visitation im Kirchenkreis
Ein Gottesdienst voller Gesang eröffnete in der Friedenskirche Wattenscheid die landeskirchliche Visitation im Kirchenkreis. Am Sonntag Kantate erklangen dabei viele Gemeindelieder, spielten die Band um Jugendreferent Holger Dirks, der Posaunenchor Ückendorf, der Bläserkreis Wattenscheid, das Vokalensemble Gevokal, sowie Andreas Fröhling an der Orgel.
„Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein; ach wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein!“ Gleich zu Beginn des Gottesdienstes sang die Gemeinde in der gut besuchten Friedenskirche aus vollen Kehlen mit.
„Ankommen, sich umschauen, vertraut werden, sich wundern. Sich ein Bild machen: „Wo sind wir hier eigentlich hingeraten?“ Merken, wie ähnlich und wie anders hier alles ist.“ Mit diesen Worten umschrieb die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, in ihrer Predigt die ersten Eindrücke, die sie und das 16 – köpfige Visitationsteam der Landeskirche vom kirchlichen Leben in der Region erhalten hatte.
„Sich sehen lassen und sich was zeigen lassen. Mehr sehen, als man ohnehin schon weiß. Etwas bewegen und sich bewegen lassen.“ Dies alles sei auch geschehen, als der Apostel Paulus die Stadt Athen besuchte, die Hauptstadt der Antike, die Wiege der abendländischen Kultur. „Mich beeindruckt, wie aufmerksam und bescheiden, ja wie gelassen Paulus auf die Religion der Athener blickt“ so Kurschus weiter. Paulus sage den Leuten sehr klar und deutlich, welchen Gott er liebe, wie er diesen Gott erfahre und ehre. Doch vor allem könne Paulus anerkennen, dass auch die Menschen in der für ihn fremden Stadt von und um Gott wissen. „Mehr noch: Paulus geht davon aus, dass Gott um diese Menschen weiß. Dass sie umgeben sind von Gott, mit Gott verwandt. Dass Gott auch da ist, wo er, Paulus, mit seinem Missionseifer noch nie zuvor war. Er sieht: Gott ist schon hier. Gott ist auch hier. Gerade hier ist Gott.“
So, wie Paulus in Athen auftrat, so möchte sie sich die Kirche vorstellen. Christinnen und Christen, als Menschen, die wissen, was sie glauben. „Ich wünsche mir die Kirche als wache und nachdenkliche und neugierige Gemeinschaft, die Gott nicht nur im Bekannten glaubt und erwartet.“
Sie sei sehr gespannt auf das, was sie hier in der Gemeinde so alles an besonderen Themen erwarte, stellte Annette Kurschus zu Beginn der nun startenden viertägigen Visitation fest.
Und Superintendent Heiner Montanus erläuterte, wie sich der Kirchenkreis auf die Visitation einstimme: „Wir wollen zeigen, was hier richtig gut ist. Wir zeigen also, was wir haben, und wir zeigen auch, was schwierig ist.“
„Ich singe dir mit Herz und Mund“: Beim Festgottesdienst zur Eröffnung der Visitationstage ließ die Gemeinde immer wieder fröhlichen, vielstimmigen Gesang zum Lobe Gottes erklingen.
Textautorin: Frauke Haardt-Radzik
Fotos: Cornelia Fischer
8.Mai 2023 - Verlässliche Partner in schwierigem Umfeld
Austausch mit Bürgermeister*innen im Rahmen der Visitation in Gelsenkirchen und Wattenscheid
Bürgermeister- und Pfarramt haben vieles gemein. In beiden wirken ‚Kümmerer und Kümmerinnen‘, wenn Belastungen und Schwierigkeiten die Menschen im Umfeld drücken. Und wie Gemeinde- und Stadtvertretung brauchen auch Kirchengemeinden ein Gesicht, das die Menschen zuordnen können. Darin waren sich die Teilnehmer*innen des Gesprächs, zu dem die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, und ihr Visitationsteam eingeladen hatten, einig. Zu Gast beim intensiven, eineinhalbstündigen Austausch waren die Oberbürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen, Karin Welge, Gelsenkirchens erste Bürgermeisterin Martina Rudowitz, der zweite Bürgermeister Werner Wöll und der Bezirksbürgermeister von Wattenscheid, Hans-Peter Herzog. Als Vertreter des Kirchenkreises nahm Superintendent Heiner Montanus an dem Gespräch teil.
Ziel des Austauschs im Rahmen der landeskirchlichen Visitation war es, gegenseitiges Verständnis und Erwartungen von Kirche und Politik in den beteiligten Städten deutlich werden zu lassen. Welche Kooperationen und Vernetzungen gibt es vor Ort? Welche wären darüber hinaus wünschenswert und zielführend für die Städte und ihre Menschen?
Dass in Gelsenkirchen ein gutes Miteinander und gemeinsames Agieren von Evangelischer Kirche und Stadt guter Brauch ist, brachte Oberbürgermeisterin Karin Welge deutlich zum Ausdruck. Über viele Jahrzehnte stelle die Evangelische Kirche in der Stadt einen verlässlichen Partner dar, so die Politikerin. Beide Institutionen beschrieben es als Gefahr für die Stadtgesellschaft, wenn sich Menschen aus dem Stadtbild zurückzögen. Probleme für städtische Handel und Wirtschaft, aber auch die Aufgabe von städtischen wie kirchlichen Einrichtungen trügen dazu bei. Welge wie auch ihre Bürgermeister-Kolleg*innen Martina Rudowitz, Werner Wöll und Hans-Peter Herzog appellierten an die Evangelische Kirche im Kirchenkreis, wenn irgend wirtschaftlich möglich funktionierende Strukturen, etwa in der Stadtteil- oder Jugendarbeit, zu erhalten. Gerade in Zeiten struktureller Veränderungen an vielen gesellschaftlichen Stellen könne das den Menschen Halt und soziale Perspektive bieten.
Als Beispiel für die Übernahme wichtiger Funktionen nannten die Bürgermeister*innen das Engagement für den Interreligiösen Dialog. Die Kirche moderiere an dieser Stelle segensreich und übernehme gesamtstädtische Funktionen. OB Welge und Superintendent Heiner Montanus beschrieben zudem eine fruchtbringende Kooperation beim Betrieb und Ausbau von Kindertagesstätten. Auch hier setze die Stadt zunehmend auf das Engagement der Evangelischen Kirche, um den Erfordernissen nach einer ausreichenden Zahl an Plätzen für Kinder nachzukommen. Religiöse Grundlagen und Wertevermittlung könne zudem vor allem in frühkindlichen Zusammenhängen gelegt werden und mache daher den Einsatz in diesem Bereich umso wertvoller, betonte der Superintendent.
Kirchen- und Stadtvertreter*innen waren sich einig, dass es gemeinsamer Kreativität bedürfe, um die Herausforderungen im Zusammenleben der Städte anzunehmen. Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen wie Inflation und Teuerungsrate in Verbindung mit hoher Arbeitslosigkeit und zunehmender Bildungsferne treffen Gemeinwesen wie Gelsenkirchen und Wattenscheid in besonderem Maße. Beide zählen zu den strukturärmsten Kommunen des Landes und weisen eine Arbeitslosenquote von ca. 15 Prozent auf. Das Risiko für Kinder, in Armut zu leben, beträgt in Gelsenkirchen dem Vernehmen nach derzeit rund 42 Prozent. Gleichwohl einen die Verantwortlichen der Elan und die Zuversicht, sich für die Menschen in ihrem Umfeld einzusetzen und immer neue Ideen zu entwickeln.
Das Treffen mit den Bürgermeister*innen fand statt im Rahmen der Visitation, zu der Präses Annette Kurschus, weitere Mitglieder der Kirchenleitung und Expert*innen der Evangelischen Kirche von Westfalen den Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid vier Tage lang besuchen. In rund 50 Einzelveranstaltungen informieren sie sich dabei über Themen aus Bereichen wie Seelsorge, Jugendarbeit, Diakonie oder Gesellschaftliche Verantwortung, aber auch kirchliche Verwaltung, Kommunikations- und Strukturfragen. Auch der Austausch mit Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Stadtgesellschaft ist Teil der Visitation.
Text: EKvW
8.Mai 2023 - Arenakapelle
Arenakapelle auf Schalke: „Du bist willkommen, egal, wo du wechkommst“
Gelsenkirchen, 9. Mai 2023 – Das Visitationsteam besucht am Nachmittag die Arenakapelle auf Schalke zu einem Gespräch mit „Schalkepfarrer“ Ernst-Martin Barth. Schon die Atmosphäre ist besonders. Hier, der karge nüchterne Raum mit einem Stuhlkreis für das Gespräch, gegenüber, der Gang auf das legendäre Grün. Die Arenakapelle auf Schalke ist ein einzigartiges ökumenisches Projekt, das vom Verein FC Schalke 04 initiiert und vom Künstler Alexander Jokisch gestaltet wurde. Die Kapelle liegt im Herzen der Arena und ist bewusst als Gegenpol zum „Kampf der Körper“ auf dem Spielfeld zu verstehen. Man betritt die kleine Kapelle durch ein geteiltes Kreuz. Hell und puristisch gestaltet, bietet sie Raum für die Seele und lädt Menschen unterschiedlicher Herkunft dazu ein, sich zu besinnen und zur Ruhe zu kommen. Vom Fan bis zum Fußballprofi. Das bestätigt auch Christine Walther, die beim FC Schalke 04 für Fanarbeit und Nachhaltigkeit zuständig ist.
Der Verein FC Schalke 04 ist für viele Menschen in Gelsenkirchen und Umgebung von enormer Bedeutung. Die Fans haben eine tiefe Bindung zu ihrem Fußballclub. Die Arena ist sozusagen ihr „zweites Wohnzimmer.“ Die Kapelle auf Schalke ist ein besonderer Ort für Menschen, die sonst wenig Kontakt zur Kirche haben. Das Thema „Fußball und Verein“ wird hier zum Kontaktpunkt für das Thema „Glaube“. Pfarrer Ernst-Martin Barth versteht sich als Seelsorger für alle, die mit dem Verein oder der Arena in Berührung kommen. „Jeder ist willkommen, egal, wo du wech kommst.“ Der Raum der Kapelle ist über eine Glastür direkt mit der Arena verbunden und ermöglicht den Fans, einen Moment der Stille und Besinnung inmitten des Trubels zu erleben.
Die Kapelle wird sehr häufig für Taufen, Konfirmationen und Trauungen genutzt. Es könnten noch viel mehr Anfragen angenommen werden, aber das übersteigt die terminlichen Möglichkeiten. Das ist auf katholischer, sowie evangelischer Seite so. Der anwesende Pfarrer Michael Grimm von der evangelischen Epiphanias-Kirchengemeinde betrachtet einen Besuch der Kapelle mit seinen Konfirmand*innen als festen Bestandteil seines Programms. Auch Manfred Betz, ehemaliger Gymnasiallehrer, bietet heute noch Führungen durchs Stadion und zur Kapelle an. „Man bleibt halt mit dem Herzen dabei“, so Betz. Der Vorsitzende des Vereins „Mit Gott auf Schalke", Ralf Mauelshagen, feiert mit den Fans ökumenische Derbygottesdienste, die auch von Borussiafans rege besucht werden. Glaube verbindet und überwindet Grenzen. Auch eine Schalke-Bibel gibt es in der 2. Auflage.
Die Arenakapelle auf Schalke ist ein Ort, an dem sich Fußball und Glaube auf einzigartige Weise treffen. „Man ist als Kirche dort sehr nah am Menschen“, betont Pfarrer Barth. Die Arenakapelle steht für Offenheit, Toleranz und Gemeinschaft und lädt alle dazu ein, einen Moment der Stille und Besinnung zu erleben.
Text: Jutta Pfeiffer
8. Mai 2023 - Gesellschaftliche Verantwortung
„Wir werden weniger, aber wir werden wichtiger“
Gesellschaftliche Verantwortung in Gelsenkirchen und Wattenscheid
Am 8.Mai ging es für Mitglieder des Visitationsteams der Landeskirche unter anderem zum Ausschuss für Gesellschaftliche Verantwortung. Die Evangelische Kirche in Gelsenkirchen und Wattenscheid engagiert sich seit langem in sozialen und gesellschaftlichen Belangen in der Stadt und den einzelnen Quartieren und setzt sie sich für eine gerechte und solidarische Gesellschaft ein. Wie vielfältig die Arbeit dabei ist, stellte sich im Gespräch mit dem Visitationsteam schnell heraus. Die Bedarfe und Herausforderung ändern sich von Stadtteil zu Stadtteil.
„Wir müssen uns an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort orientieren“, so Pfarrerin Antje Röckemann, die das Referat für Gesellschaftliche Verantwortung leitet. Das Referat, das vorher das Industrie- und Sozialpfarramt war, startete mitten in der Pandemie Ende 2020. War es vor Jahrzenten noch der Wegfall der Industrie, der das Stadtgeschehen und damit verbundene Hilfs- und Beratungsangebote prägte, konzentriert sich die Arbeit jetzt unter anderem auf die (berufliche) Integration von Migrant*innen, Jugendberufshilfe, Erwerbslosenberatung und die Förderung des interreligiösen Dialogs. Aber auch Fragen wie Klimaschutz oder Energiearmut spielen eine Rolle.
Dabei, so konnten alle Beteiligten bestätigen, ist die Evangelische Kirche in Gelsenkirchen und Wattenscheid als Playerin in sozialen und gesellschaftlichen Fragen in der Stadt anerkannt und verfügt über starke Netzwerke. „Wir sind für die Stadt ein unerlässlicher Partner“, so Pfarrerin Antje Röckemann. Man begegne sich in der Zivilgesellschaft auf Augenhöhe. Es sei wichtig, dass die demokratischen Kräfte zusammenarbeiten.
Dirk Blum, Vorsitzender des Presbyteriums der Emmaus-Gemeinde Gelsenkirchen brachte es auf den Punkt: "Wir werden weniger, aber wir werden wichtiger". Es gibt keine Konkurrenz der Wohlfahrtsverbände, sondern ein Miteinander. Auf Ebene der Stadtverwaltung wird das Engagement der Kirche wertgeschätzt und unterstützt. „Es gibt großes Interesse daran, die freien Träger zu fördern“ erklärte Pfarrerin Röckemann. „Wir erleben seitens der Stadt viel Unterstützung“. Teils als Delegierte, teils auf konkrete Anfrage arbeitet die Evangelische Kirche in Gelsenkirchen und Wattenscheid auch in verschiedenen Gremien und Initiativen der Kommune und der Zivilgesellschaft mit. Unter anderem im Beirat des Jobcenters Gelsenkirchen sowie des Ausschusses für Soziales und Arbeit des Stadtrates Gelsenkirchen. Zudem gehört sie zur „Demokratischen Initiative“, einem Zusammenschluss demokratischer Organisationen.
Mit Blick auf die Zukunft geht nicht nur darum, bestehende Angebote aufrechtzuerhalten, sondern auch um die Schaffung neuer Formate und die Flexibilität, um auf Veränderungen in der Gesellschaft und den Quartieren zu reagieren. Dafür braucht es Zusammenhalt und starke Netzwerke. Auch im Hinblick auf personelle und finanzielle Ressourcen.
Auf die Frage des Visitationsteams, was die Arbeit in Gelsenkirchen und Wattenscheid so besonders macht, gab es eine schnelle und einfache Antwort. „Die Menschen hier lassen sich von Herausforderung nicht abhalten. Hier wird nicht lange gefackelt, sondern direkt angepackt“, erklärte Pfarrerin Antje Röckemann zum Ende des Gesprächs.
Text: Katrin Oelbracht
8. Mai 2023 – Living Room
Besuch der Präses Annette Kurschus im Living Room: Eine Begegnung, die persönlich berührte
8. Mai 2023 - Am Montagabend fand im C~ju – dem Domizil der Evangelischen Jugend Gelsenkirchen und Wattenscheids - ein ganz besonderes Event statt: Präses Annette Kurschus besuchte im Rahmen der landeskirchlichen Visitation zusammen mit anderen Visitatorinnen den „LivingRoom“, das Gottesdienstformat für junge Leute im Kirchenkreis.
Schon früh sind viele Plätze in dem Raum, in dem der Gottesdienst einmal im Monat gefeiert wird, mit Jugendlichen besetzt. Es gibt Limo, Wraps, Musik von der Videoleinwand, bunte Lichter und natürlich die Wohnzimmerecke, die dem Format den Namen gegeben hat. „Hier ist es total gemütlich“, erzählt Leah, eine der Stammbesucherinnen. „Und wir treffen auch die aus den anderen Gemeinden“, ergänzt Yannick. Präses Kurschus nimmt sich Zeit, um mit den rund 40 jungen Menschen zu sprechen. Jan ist aufgeregt. Als Diakon in der Ausbildung weiß er natürlich, dass Annette Kurschus nicht nur Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, sondern auch Ratsvorsitzende der EKD. Er findest es cool, dass die Jugendlichen die Möglichkeit haben, mit ihr ihre Gedanken zu teilen.
Und dann beginnt der Gottesdienst. Anders als in der Kirche. „Wir sprechen viel mehr miteinander“, erklärt Johanna, die zum Vorbereitungskreis gehört. Diesmal geht es um das, was echt wichtig ist. Als Icebreaker stellen sich die Besucher:innen gegenseitig einen Gegenstand vor, der ihnen besonders wichtig ist. Ein Foto, ein Schmuckstück, ein Kuscheltier. „Es sind die Erinnerungen und die Beziehungen, die wir mit den Gegenständen verbinden“, fasst Jugendpfarrer Holger Dirks zusammen. Dann wird gesungen. „Toll, dass alle so mitmachen“, sagt Annette Salomo, Mitglieder der Kirchenleitung. Beim walk&talk tauscht sie sich mit einer Besucherin darüber aus, was für sie der Himmel auf Erden bedeutet. Beim anschließenden Mentimeter kommen eine Fülle von Perspektiven und Ideen zusammen. Von Freundschaft und Familie über Naturerlebnisse bis hin zu persönlichen Träumen und Zielen.
Besonders bemerkenswert ist die Art und Weise, wie Präses Annette Kurschus auf die Jugendlichen einging. Sie zeigte sich nicht nur interessiert an ihren persönlichen Geschichten, sondern ermutigte die Jugendlichen dazu, ihre Träume zu verfolgen und sich für ihre Überzeugungen einzusetzen. Ihre einfühlsame Art und ihre inspirierenden Worte hinterließen einen bleibenden Eindruck bei den Teilnehmern.
Der Besuch der Präses Annette Kurschus im Living Room war eine Begegnung, die allen viel Spaß machte und den Jugendlichen die Möglichkeit gab, ihre Stimmen zu Gehör zu bringen. So erwies sich der LivingRoom erneut als ein Ort, an dem junge Menschen Raum für ihren Glauben, ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihre individuellen Anliegen finden können.
9.Mai 2023 - La Palma
„Barte Palma“ - gib high five!
Jugendzentrum Ückendorfer Straße insbesondere für rumänische Kinder und Jugendliche eine verlässliche Anlaufstelle
Trubelige, lautstarke Stimmung: Etwa 40 Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahre sind wie eigentlich an allen Wochentagen ins „La Palma“ gekommen und spielen, reden, toben. Barbara Eggers, leitende Jugendreferentin des Evangelischen Kirchenkreises, hatte vor einigen Jahren die Idee dazu. Ein niederschwelliges Angebot mit Hausaufgabenbetreuung, ein Treff für die Kinder und Jugendlichen aus dem Stadtteil Ückendorf sollte es sein. Mittlerweile ist das „La Palma“, in einem Ladenlokal direkt gegenüber der Nicolai – Kirche gelegen, zu einer festen Größe geworden.
An neuerdings fünf Tagen die Woche treffen sich hier Kinder und Jugendliche zwischen 14.00 und 20.00 Uhr. Etwa 60 % von ihnen sind rumänischer Abstammung, 10% bulgarischer Herkunft, aber es kommen auch deutsche, arabische, türkische und kurdische Kinder. Barte Palma heißt in der Sprache der rumänischen Sinti und Roma etwa so viel wie die Begrüßung mit der offenen Hand, gib high five.
Freies Spielen, Billard, Kickern, Tischtennis, Hausaufgabenbetreuung, Ausflüge und immer dienstags steht gemeinsames Backen auf der Tagesordnung.
An diesem Dienstag aber hat sich besonderer Besuch angesagt: Die Präses der evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, besuchte das Jugendzentrum im Rahmen ihrer Visitationstage. Doch die Kinder ließen sich in ihrer lautstarken Fröhlichkeit davon kaum beeindrucken.
„Bottle Flip“ steht bei ihnen heute auf dem Programm. Die knapp halb gefüllte Flasche geht von Hand zu Hand, jede und jeder versucht sie so zu werfen, dass sie aufrecht stehen bleibt. Schließlich lässt sich auch die Präses auf das Spiel ein – und beinahe wäre ihre Flasche nach dem Wurf stehen geblieben. Jeder Versuch wird lautstark kommentiert und bejubelt. Verschiedene Sprachen schwirren durch den Raum. Deutsch ist auch dabei. Teilweise sei es schwierig, sich auf eine gemeinsame Sprache zu einigen, das sei ein Problem, ist zu hören. Schließlich versucht Mezzo, seit den Anfängen sehr engagiert dabei, energisch für Ruhe zu sorgen. Gar nicht so einfach!
„Teamsitzungen sind hier immer schwierig, weil jedes Mal andere Mitarbeitende grad da sind“, weist Barbara Eggers auf das große Problem der Finanzierung hin. Eine hauptamtliche Fachkraft fehlt zurzeit leider. Bis zu acht geringfügig Beschäftigte oder in Teilzeit Tätige, andere sogar ausschließlich ehrenamtlich, arbeiten im LaPalma Und so springt die studierte Sozialpädagogin vorübergehend als Leiterin der Einrichtung ein. Wahrlich keine befriedigende Lösung.
Finanziert wird der Jugendtreff teilweise von der Stadt Gelsenkirchen, vom Land, etwa aus dem Stärkungspaket NRW, der AGOT – NRW (Arbeitsgemeinschaft der Offenen Türen), der Evangelischen Jugend, manchmal gibt es auch Spenden etwa vom Lions Club. „Und davon müssen die Mitarbeiter, die Miete, das Inventar, gelegentliche Ausflüge usw. finanziert werden“, macht Barbara Eggers die äußerst knappe Finanzlage der Einrichtung auch gegenüber der Präses an diesem Nachmittag deutlich.
Getragen wird das Projekt von der Evangelischen Jugend des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid, von der Katholischen Jugendsozialarbeit und von den Falken Gelsenkirchen. Dass hier wichtige, wenn auch schwierige Integrationsarbeit geleistet wird, zeigt sich nicht zuletzt im steten Zuspruch der Kinder. Sie haben das Haus zu ihrem festen Treffpunkt gemacht.
Warum sie denn so gern hierherkommen würden, möchte die Präses an diesem Nachmittag von ihnen erfahren. „Weil Mezzo da ist und wir ihn so mögen“, ist von vielen zu hören. „Hier treffe ich meine Freunde“ wird geäußert, und auch „Hier ist immer jemand für uns da!“ Viele der Kinder, auch das wird dabei deutlich, sprechen nur gebrochen deutsch. Und auch dazu wird im La Palma versucht, mit verlässlichen Angeboten etwas zur Integration beizutragen.
Textautorin: Frauke Haardt-Radzik
Fotos: Conny Fischer
10.Mai 2023 - Das Credo des ‚Einfach Machens‘
Visitation der Landeskirche im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid geht zu Ende
Vier Tage lang waren Mitglieder der Kirchenleitung und Fachleute der Evangelischen Kirche von Westfalen im Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid zu Gast.
Im Rahmen einer landeskirchlichen Visitation besuchten sie kirchliche Orte, führten zahlreiche Gespräche in Gremien und Gruppen und verschafften sich auf diese Weise einen Eindruck vom kirchlichen Leben in der Region. Rund 50 Einzelveranstaltungen standen auf dem Programm des Visitationsteams, die sie in jeweils kleinen Fachgruppen wahrnahmen. Auch Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Stadtgesellschaft waren Teil des Besuchsprogramms.
Zum Ende der Visitation berichtete die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, die die Delegation leitete, zusammen mit dem Superintendenten des Kirchenkreises, Heiner Montanus, über die vielfältigen Eindrücke der vergangenen Tage. Im Fokus der 16 Visitatorinnen und Visitatoren waren Themen wie Jugendarbeit, Seelsorge, Diakonie oder Gesellschaftliche Verantwortung, aber auch kirchliche Verwaltung, Kommunikations- und Strukturfragen.
So standen Besuche in Arbeitsfeldern wie dem Projekt ‚Mila‘, einem Angebot zur beruflichen Integration für Frauen mit Migrationserfahrung, auf dem Programm, genau wie in der Arenakapelle auf Schalke, in der Menschen unmittelbar neben dem Zugang zum Stadionrasen ein Angebot zu Innehalten und Stille und nicht selten einen niederschwelligen Zugang zum Glauben finden. Beide Projekte beeindruckten die Gäste ebenso wie Besuche im Kinderprojekt ‚La Palma‘, in der Jugend-Wohnzimmerkirche ‚Livingroom‘ oder in der Jugend- und Freizeitstätte Gahlen. Und auch die würdevolle Handhabung der Bestattungen von ‚Unbedacht Verstorbenen‘ auf dem Westfriedhof oder die Auseinandersetzung mit Polizei- und Notfallseelsorge auf der Hauptwache der Feuerwehr Gelsenkirchen hinterließen nachhaltigen Eindruck.
In allen Gesprächen und an allen Orten, die das Visitationsteam besuchte, trafen die landeskirchlichen Gäste auf großes Engagement der jeweiligen haupt- wie ehrenamtlichen Akteurinnen und Akteure. Trotz belastender gesellschaftlicher Vorzeichen im Sozialraum der Städte Gelsenkirchen und Wattenscheid beeindruckte die Visitatorinnen und Visitatoren die positive Einstellung, mit der die Menschen im Kirchenkreis die Herausforderungen annehmen. Gemeinsam mit Partnern aus Politik und Stadtgesellschaft stehen die Dienste und Gemeinden des Kirchenkreises an der Seite der Menschen in der Region, auch wenn sich die Zukunftsaussichten oft nicht klar skizzieren lassen, und werden auf unterschiedliche Weise kreativ aktiv. „Das Credo des Einfach Machens“ formulierte einer der Gesprächspartner während der Visitation, das der Gruppe um Präses Annette Kurschus nachhaltig in Erinnerung bleibt.
Die landeskirchliche Visitation, bei der alle 26 Kirchenkreise der Evangelischen Kirche von Westfalen turnusmäßig im Wechsel besucht werden, war in Gelsenkirchen und Wattenscheid intensiv geplant worden. Die Präses bedankte sich für die große Gastfreundschaft und die exakte Vorbereitung der vielen unterschiedliche Ortstermine. Von Anfang an habe sich die Visitationsgruppe aufs Herzlichste willkommen gefühlt, sagte die Präses. Beide Seiten – Vertreterinnen und Vertreter von Landeskirche wie vom Kirchenkreis – hätten den gegenseitigen Austausch intensiv genutzt und gingen bereichert aus den gemeinsamen Tagen hervor. Sie alle, da zeigten sich Präses und Superintendent überzeugt, würden für ihre künftige Arbeit fruchtbare Impulse mitnehmen.