Zum Tag des offenen Denkmals gabs in der Bleckkirche Brot und Wein wie vor 450 Jahren

Gelsenkirchen – Mit weit geöffneten Türen lud das älteste Kirchengebäude der Stadt, direkt gegenüber des Gelsenkirchener Zoos, an diesem Tag Interessierte ein. Was gabs denn hier zu sehen? Zunächst vor allem zu hören! Die vier Musiker der Capella Fontegara spielten am Tag des offenen Denkmals im Eingangsbereich der denkmalgeschützten Bleckkirche Musik der Renaissance auf historischen Instrumenten.

Benjamin Bork (l.) schenkte im historischen Gewand Wein an die Besucher*innen aus

Capella Fontegara spielten Musik der Renaissance auf historischen Instrumenten.

Aus Anlass des 450-jährigen Jubiläums des Grimberger Altars wurde in der Bleckkirche am Tag des offenen Denkmals zum „Westfälischen Abendmahl“ geladen.

Zum Tag des offenen Denkmals gabs in der Bleckkirche Brot und Wein wie vor 450 Jahren .

Auch mit ihren mittelalterlichen Gewändern zogen sie viele Blicke auf sich. Mit Gamben, Blockflöten, Rinderhörnern und weiteren Instrumenten jener Zeit stimmten sie die Besucher stilecht ein.

Aus Anlass des 450-jährigen Jubiläums des Grimberger Altars wurde in der Bleckkirche am Tag des offenen Denkmals zum „Westfälischen Abendmahl“ geladen. Auf dem Abendmahlsrelief dieses Altars ist eine Gruppe von Adeligen des 16. Jahrhunderts zu erkennen, die standesgemäß tafeln. Die Apostel tragen modische Kleidung, bei einigen sieht man bestickte Wämser mit vielen Knöpfen

und steife Hemdkragen, bei dem einen oder anderen erkennt man an einem Ärmel oder einer Schulter auch einmal eine Andeutung der beliebten geschlitzten Mode der Renaissancezeit.

Solch eine Aktualisierung des Abendmahlsgeschehens, also eine Versetzung in die Entstehungszeit des Altars, ist nicht ungewöhnlich und entspricht zudem der besonderen heilsgeschichtlichen theologischen Bedeutung, die das Abendmahl gerade für die reformatorisch gesinnten Zeitgenossen, die es „unter beiderlei Gestalt” (Brot und Wein) einzunehmen pflegten, hatte. Daher sind auf

der Tafel auch standes- ebenso wie regionaltypische Speisen, Gebrauchs- und Dekorationsobjekte zu entdecken. Man bezeichnet wegen ihres Regionalbezugs eine solche Darstellung als „Westfälisches Abendmahl”.

Diese und weitere Erläuterungen zum Grimberger Altar stammen von Benjamin Bork. Als Archivpfleger der Gemeinde ist er auch für die Bleckkirche zuständig, hatte extra zum Tag des offenen Denkmals und des 450-jährigen Jubiläums des Grimberger Altars nach historischen Rezepten Brot gebacken und eine, für damals typische Weinmischung, den Hypocras, angesetzt: „Rotwein wurde dafür immer mit reichlich Zucker gesüßt und dann wurden viele verschiedene Gewürze hinzugefügt.“ Stilecht ebenfalls in historischem Gewand schenkte Bork den Wein aus schweren Glaskaraffen an Besucher und Besucherinnen aus.

Immer wieder kamen Menschen aus dem Trubel rund um den Zoo herum und traten neugierig in die Bleckkirche ein, sahen sich ausführlich um, fotografierten den besonderen Altar und wer wollte, konnte kulinarisch nachempfinden, wie es wohl damals im Mittelalter bei solch einem „Westfälischen Abendmahl“ zuging. So auch eine junge Familie, die auf dem Heimweg vom Zoobesuch einen Abstecher in die Bleckkirche unternahm. Eltern und Kinder probierten von dem Brot und stellten überrascht fest: „Das schmeckt würzig und salzig und sehr lecker.“

Und anders als sonst üblich beim Abendmahl ging hier so manch Besucher auch zwei- oder gar dreimal nach vorn und kostete noch einmal genüsslich vom Brot und Wein.

Dazu spielten die vier Musikerinnen und Musiker der Capella Fontegara, diese Gruppierung gibt es schon seit 1981, auf ihren historischen Instrumenten und sorgten so in der Bleckkirche für das richtige Mittelalterfeeling. 

 

Text: Frauke Haardt-Radzik

Fotos: Cornelia Fisher