„Wir vertreten etwas Wunderbares“

In den Kirchengemeinden können Netzwerke der Nachbarschaftshilfe entstehen

Dr. Zuzanna Hanussek. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Eine fast vergessene Lebensart für die moderne Gesellschaft fruchtbar machen – das ist das Ziel der Arbeit von Dr. Zuzanna Hanussek. Sie will dabei helfen, Netzwerke aufzubauen: Netzwerke, in denen Menschen füreinander da sind, sich umeinander kümmern, alt werden können in einer Gemeinschaft, die sie nicht allein lässt. „Netzwerk Nachbarschaftshilfe“ heißt das Stichwort und Dr. Hanussek ist davon überzeugt, dass gerade die Kirchengemeinden ideale Voraussetzungen dafür bieten.

Um solche Netzwerke im Kontext kirchlicher Arbeit zu realisieren, bringt die 45-Jährige gleich zwei Schlüsselqualifikationen mit: Sie ist Pfarrerin und promovierte Gerontologin. Geboren 1962 in Polen und aufgewachsen in Unna, hat sie nach dem Abitur aufgrund ihres Engagement bei amnesty international zunächst Jura studiert, ist dann aber auf die evangelische Theologie umgeschwenkt. Seit dem Examen 1989 hat sie in den Kirchenkreisen Herford und Paderborn Erfahrungen in vielen Bereichen der Seelsorge gesammelt. Berufsbegleitend absolvierte sie seit 1998 das Studium der Gerontologie in Vechta und promovierte 2004 über die „Perspektiven der Altenpflege“.

Nun will Dr. Hanussek ihre theoretischen Erkenntnisse in die Praxis umsetzen. „Älter werdende Menschen haben immer weniger Systeme, auf die sie sich verlassen können. Auch der Staat zieht sich aus dieser Aufgabe zurück. Oft bleibt als Konstante nur das Wohnumfeld, die Nachbarinnen und Nachbarn. Ein ‚Netzwerk Nachbarschaftshilfe’ innerhalb der Kirchengemeinde aufzubauen, das kann so etwas heißen wie ‚Gemeinschaft in der Gemeinde finden’. Und wir brauchen dabei nicht zu verstecken, dass wir etwas Wunderbares vertreten, nämlich das Evangelium.“

Seit dem 1. November 2007 ist Dr. Hanussek dabei, zunächst einmal die Lebensumstände der Menschen ab 50 Jahren in den Gemeinden zu erfassen. Zugleich arbeitet sie mit dem Synodalen Ausschuss für Seniorenarbeit zusammen, um Konzepte zu entwickeln. Ganz praktisch wird es bereits in der Kirchengemeinde Buer-Middelich. „Hier und im dazugehörigen Kooperationsraum (Kirchengemeinden Erle, Resse und Resser Mark) werden wir ein erstes Pilotprojekt auf den Weg bringen.“ KB