„Was zählt ist auf dem Platz.“

Abschlussveranstaltung Train & Win

 

19 Frauen aus elf Ländern haben Train & Win erfolgreich absolviert. FOTO: CORNELIA FISCHER

19 Frauen aus elf Ländern haben Train & Win erfolgreich absolviert. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN  – Während des letzten Jahres haben 19 Frauen aus 11 Ländern und drei Kontinenten die Qualifizierungsmaßname TRAIN & WIN erfolgreich besucht. Die Teilnehmerinnen verbindet eine qualifizierte Ausbildung und mangelnde Möglichkeiten, diese in Deutschland zu nutzen. In diesem Jahr saßen eine afghanische Meteorologin, eine türkische Sportlehrerin, eine kubanische Filialleiterin und weitere qualifizierte Fachfrauen Seite an Seite, um sich für den Berufseinstieg in Deutschland vorzubereiten.

Das Projekt wurde von Pfarrerin Antje Röckemann Leiterin des Gender-Referats des Evangelischen Kirchenkreises in Gelsenkirchen & Wattenscheid initiiert. Ausgangspunkt der Idee: Die akademischen Abschlüsse oder beruflichen Qualifikationen der Migrantinnen in Deutschland werden oft nicht anerkannt. So sind gut ausgebildete Migrantinnen gezwungen, unterhalb ihrer Kompetenzen zu arbeiten.

„Was zählt ist auf dem Platz.“

Ziel der Qualifikationsmaßnahme war die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit im ersten Arbeitsmarkt entsprechend oder nahe der Qualifikation der Migrantinnen. Oberbürgermeister Baranowski verglich die Schulungsmaßnahme – wie es sich in Gelsenkirchen geradezu anbietet - mit dem Trainingslager der Blau-Weißen.

„Sie waren schon Profis in Ihrem Beruf. Als Lehrerinnen, Sekretärinnen, Ingenieurinnen, Betriebswirte wussten Sie längst, wie es geht. Was fehlte, war neben einem Quäntchen Glück auch die nötige Spielpraxis. Deshalb sind Sie ins Trainingslager gegangen. Nicht irgendwer hat Sie dort beraten und gecoacht, sondern ein vielköpfiger und erfahrener Trainerstab. Mit dabei waren zahlreiche Einrichtungen wie die städtische Gleichstellungsstelle, die RAA sowie – federführend – der Evangelische Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid. Ein Jahr lang haben Sie nun trainiert – jetzt geht’s ans Gewinnen.“ Oberbürgermeister Baranowski brachte es in Analogie zum Fußball auf den Punkt: „Was zählt ist auf dem Platz!“

„Das Eigentliche kommt danach“

Das Projektteam hat die Teilnehmerinnen bei der beruflichen Neuorientierung in Deutschland unterstützt. Nun fängt die Meteorologin eine Ausbildung zur Altenpflegerin an, die türkische Lehrerin betreut ein Projekt für Vorschulkinder und eine russische Deutschlehrerin ist Dozentin für Integrationskurse. Auch die anderen Frauen waren in  diesem Jahr sehr erfolgreich und haben im Rahmen der Zertifizierungsübergabe von ihren Erfahrungen und Perspektiven berichtet.

Claudia Quirrenbach ist mit der Entwicklung sehr zufrieden: „Wir haben die Anerkennung der Qualifikationen aus dem Heimatland vorangetrieben und den Frauen durch Praktika einen Einblick in den betrieblichen Alltag in Deutschland ermöglicht.“ So konnten sie den Wissensstand der eigenen Qualifikationen im Berufsalltag überprüfen und ein Feintuning ihres Know-Hows vornehmen. Einige der Teilnehmerinnen können ihren alten Beruf nicht mehr ausüben und haben sich im Rahmen der Praktika in neuen Branchen umgesehen. Ein Beispiel hierfür ist die oben genannte Meteorologin, die nun eine Ausbildung zur kultursensiblen Altenpflegerin in Gelsenkirchen anfängt.

Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation

Viele Unternehmen und Dienstleister nutzen oft unbewusst die Fähigkeiten von Fachkräften mit Zuwanderungsgeschichte. In Praxen, Betrieben und Banken wird vielfach auf die interkulturelle Kompetenz zurückgegriffen. Sei es bei der Arzthelferin, die für die Patienten übersetzt, oder bei der Bankangestellten, die die türkischen Kunden betreut, da sie einen Einblick in deren kulturellen Hintergrund hat.

Die Fachfrauen der Maßnahme TRAIN & WIN  bringen neben ihrer beruflichen Qualifikation auch Mehrsprachigkeit, Organisationstalent, interkulturelle Kompetenz, Ausdauer, Mut, Einfallsreichtum und vieles mehr mit. Sie wissen nach dem einjährigen Training nun noch besser, was sie können und gleichzeitig haben sie eine Übersicht über die Chancen und Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Vielleicht konnten sie bestehende Schwächen ausgleichen und alte Stärken wiederbeleben. Kurz: Sie sind nun topfit für den Arbeitsmarkt.

Unterstützung durch Kooperationspartner

Projekte dieser Art können nur mit Hilfe von Kooperationspartnern und –partnerinnen vor Ort realisiert werden. Zu den Partnern in Gelsenkirchen gehören die Gleichstellungsstelle der Stadt Gelsenkirchen, die Steuerungsstelle Kommunale Beschäftigungsförderung, der Integrationsbeauftragte, die RAA, das Integrationscenter für Arbeit in Gelsenkirchen (IAG), Zentrum für Informations- und Mediendienste (ZIM) der Universität Duisburg-Essen, das Stadtteilbüro Gelsenkirchen-Südost, GEMI e.V. (der Dachverband der Gelsenkirchener Migrantenselbstorganisationen) und DiVersion: Managing Gender & Diversity/Universität Dortmund.