Leise mit einstimmen in den Psalm Israels

Entdeckungstour durch das Buch der Bücher in Heßler

Sie erwiesen sich als kundige Wegbahner auf biblischem Terrain: Pfarrer Michael Schönberg und sein Kollege Ernst Udo Metz. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Die Bibel ist Grundlage für Leben und Glauben von Christinnen und Christen. Doch der Zugang zu diesem Buch ist nur allzu oft verbaut mit Ignoranz, Besserwisserei, Unglaube oder Fanatismus. Zeit also, sich auf den Weg zu machen, alle Vorurteile beiseite zu lassen und wie ein neugieriges Kind das Buch der Bücher zu erkunden.

„Wir wollen uns den Texten der Bibel ausliefern und versuchen zu vermeiden, sehr schnell zu einer Anwendung zu kommen.“ Mit diesen Worten beschreibt Pfarrer Michael Schönberg das Konzept der sogenannten Bibel-Erkundungen, die in der Evangelischen Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Heßler bereits zu einer festen Einrichtung geworden sind.

Und so kamen am Abend des 14. Mai etliche Interessierte in das dortige Gemeindehaus, um an der biblischen Entdeckungstour teilzunehmen. Neben Schönberg war auch Pfarrer Ernst Udo Metz dabei. Gemeinsam widmeten sie sich der Auslegung eines Textes aus der „kleinen biblia“ (Luther), dem Psalter. Die Wahl fiel auf Psalm 118. „Wir wollen Mut machen, sich in dem Psalm zu bergen. Es gibt nicht nur Psalm 23“, bekräftigte Schönberg.

Er selber wies im Weiteren auf die Wirkung hin, die der Psalm gerade für das jüdische Volk entfaltet. „Für Juden ist er bis heute ein besonderer Psalm. Der Einzelne wird in einen riesigen Gemeinschaftszusammenhang gestellt.“ Und wo bleiben wir Christen? „Wir dürfen leise mit einstimmen in den Psalm Israels“, sagte Schönberg.

Ernst Udo Metz griff in diesem Zusammenhang eine häufig in der Geschichte der Kirche vertretene Auslegung von Vers 22 auf. Die Bauleute – sprich: Israel – sind demnach die, die den Stein – sprich: Jesus Christus – verworfen haben. Metz distanzierte sich von diesem antijudaistischen Verständnis und stellte klar: „Das ist ein Satz, den Israel von sich selber sagt. Das Haus, das Gott bauen will, hat als äußerste Begrenzung den Eckstein Israel. Stellt sich jemand außerhalb, dann steht er abseits vom Schöpfungshandeln Gottes. In Jesus Christus gibt es eine Möglichkeit, in das Haus Gottes hineinzukommen.“

Interessantes gab es auch zur Struktur von Psalm 118 zu sagen. „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich“, lautet der erste und letzte Vers des Psalms. „Der biblische Ausdruck für Danken hat bekenntnishaften Charakter“, stellte Metz fest und folgerte: „Das Danken führt mich zu dem, dem ich mich verdanke.“

Alle Anwesenden erlebten den Abend als Bereicherung, zumal sie sich immer wieder mit eigenen Äußerungen einbringen konnten. Wer mit auf Erkundungstour durch die Bibel gehen möchte, kann dies tun in Heßler am 17. September und 19. November oder in der Evangelischen Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Horst am 24. September und 12. November jeweils um 19 Uhr. DB