Kommen Arme überhaupt zur Kirche?

Presbyterinnen und Presbyter befassten sich mit der Zukunft

Mit dem aktuellen politischen und ökologischen Weltgeschehen setzten sich die Presbyterinnen und Presbyter auseinander.

Mit dem aktuellen politischen und ökologischen Weltgeschehen setzten sich die Presbyterinnen und Presbyter auseinander.

Durch den Studientag führten (v.r.) Superintendent Peter Scheffler (Bochum), Superintendent Reiner Rimkus (Herne) und Synodalassessor Dieter Heisig (Gelsenkirchen und Wattenscheid), hier im Gespräch mit Jürgen Sauerland (Christus-Kirchengemeinde Buer).

Durch den Studientag führten (v.r.) Superintendent Peter Scheffler (Bochum), Superintendent Reiner Rimkus (Herne) und Synodalassessor Dieter Heisig (Gelsenkirchen und Wattenscheid), hier im Gespräch mit Jürgen Sauerland (Christus-Kirchengemeinde Buer).

Intensive Gespräche gab es in allen drei Arbeitsgruppen. FOTOS: GERNHARDT

Intensive Gespräche gab es in allen drei Arbeitsgruppen. FOTOS: GERNHARDT

WATTENSCHEID – Ende September trafen sich rund 50 Presbyterinnen und Presbyter der drei Kirchenkreise im Gestaltungsraum Bochum, Gelsenkirchen und Wattenscheid sowie Herne zu ihrem gemeinsamen Studientag im Ludwig-Steil-Haus in Wattenscheid. Das Thema: „Zukunft der Kirche - Zukunft der Gemeinden in Zusammenhang mit dem konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ entstand aus dem aktuellen politischen und ökologischen Weltgeschehen in diesem Jahr.

In einem Eingangsreferat zeigte Pfarrerin Heike Koch vom Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWE) den Ablauf des konziliaren Prozesses von 1983 mit der Vollversammlung des ökumenischen Rates der Kirchen in Vancouver bis zum Jahr 2011 mit der ökumenischen Friedenskonvokation in Jamaica auf.

Anschließend kamen in drei Arbeitsgruppen die Voten, Erfahrungen und Fragen der Presbyterinnen und Presbyter zu Wort. In der Gruppe um Pfarrerin Kirsten Sowa, Sprecherin des interkulturellen Arbeitskreises Gelsenkirchen, und Pfarrer Holger Nollmann aus der Kirchengemeinde Bochum wurde das Thema: „Frieden – Fremdheit“ behandelt. Dabei empfahl die Gruppe eine unaufgeregte Begegnung der Kulturen untereinander. Darüber hinaus tauschten die Teilnehmer Beispiele aus, wie die verschiedenen Religionsgemeinschaften in Kontakt kommen könnten.

Die zweite Gruppe widmete sich dem Thema „Gerechtigkeit – Altersarmut“, geleitet von Dagmar Spangenberg-Mades von der Beratungsstelle für Arbeitslose im Zeppelinzentrum in Herne. Die Teilnehmer beschäftigten sich sowohl mit Fragen wie zum Beispiel „Wie erkennen wir Armut, kommen Arme überhaupt zur Kirche?“ „Brauchen wir Ehrenamtliche als ,Behördenbegleiter‘“? als auch mit den harten Fakten. Dass zum Beispiel sechs Millionen Menschen in Deutschland Harz IV beziehen. Dass viele Menschen im Alter lediglich eine Grundsicherung vom Sozialamt erhalten. Dass es statistisch gesehen im Jahr 2050 etwa 37 Prozent „Alte“ in der Bevölkerung gibt.

Die dritte Gruppe zum Thema „Bewahrung der Schöpfung - Grüner Hahn“ wurde geleitet von Martin Müller, Geschäftsführer der Weltläden-Basis in Gelsenkirchen, und Werner Rybarski aus dem aGEnda21 Büro in Gelsenkirchen. In dieser Gruppe wurde festgestellt, dass es im Vergleich zu den 70-er Jahren aktuell zwar ein allgemeines Umweltbewusstsein in der Bevölkerung gebe, jedoch das Umweltverhalten längst nicht dem entspräche. Als ein Grund wurde die finanzielle Situation der Kommunen, Gemeinden und Kirchenkreise genannt, die das günstigste Produkt kaufen müssen, dieses in der Regel nicht im Verbund tun und Umweltbeauftragte, bzw. „Mahner“ in den Gemeinden weniger und leiser geworden sind. Dabei bringen die beiden großen Glaubensgemeinschaften in Deutschland rund 60 Milliarden Euro Einkaufvolumen auf, sind eine starke Macht und können durch gemeinsame Einkaufsstrategien die Energiepreise u.a. für Ökostrom, Büroausstattungen, Produkte wie Kaffee, Papier usw. preisgünstig, umweltgerecht und aus fairen Anbau hergestellt aushandeln. Interessante Versandhandelsadressen und Internetseiten wurden ausgetauscht, ebenso die Angebote der beiden Referenten angefragt, den Gemeinden oder Kirchenkreisen beratend zur Seite zu stehen.

Der Presbyterstudientag hat nachdenkliche ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende aus den drei Kirchenkreisen verabschiedet, die diese Themen erneut in ihrem Umfeld anstoßen wollen. Der Austausch soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden. KK