Im Glauben sprachfähig sein

Alexander Stief schätzt die multikulturellen Begegnungen im Ruhrgebiet

Ein Schwerpunkt der Arbeit von Alexander Stief ist die offene Kinder- und Jugendarbeit. FOTO: PRIVAT

Ein Schwerpunkt der Arbeit von Alexander Stief ist die offene Kinder- und Jugendarbeit. FOTO: PRIVAT

GELSENKIRCHEN – Vor gut drei Monaten hat der CVJM Gelsenkirchen City e.V. einen besonderen Gottesdienst gefeiert. Anlass war die Einsegnung von Alexander Stief als CVJM Sekretär. Der 29-Jährige ist damit Nachfolger von Hans Karl Gaub, der 2010 in den Ruhestand gegangen ist. Stief stammt aus Thüringen. Dort hat er zunächst Elektrotechniker gelernt, bevor er sein Herz für die christliche Jugendarbeit entdeckte und sich zum Gemeindepädagogen ausbilden ließ. Katharina Blätgen sprach mit ihm über seine Arbeit.

Herr Stief, Sie wurden zwar erst kürzlich eingesegnet, arbeiten aber schon länger beim CVJM in Gelsenkirchen. Seit wann sind Sie dabei und wie kommt es, dass der Gottesdienst erst jetzt stattgefunden hat?

Ich bin seit dem 15. September 2011 hier im CVJM Gelsenkirchen City e.V. Es gab natürlich im internen Kreis des CVJM eine sehr herzliche Begrüßung. Als ich angefangen habe, war unser Saal in der Bokermühlstraße noch eine große Baustelle. Wir hatten gemeinsam beschlossen, dass meine Einsegnung dort stattfinden soll. Dafür musste noch kräftig renoviert werden. So kam es dazu, dass meine Einsegnung ein wenig verspätet stattgefunden hat.

Sie stammen aus Thüringen. War Gelsenkirchen da erst einmal ein Kulturschock

Ja ich stamme gebürtig aus Thüringen. Aber Gelsenkirchen war nicht erst meine zweite Station. Direkt nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Elektrotechniker absolviert. Mir wurde schnell klar, dass dieser Beruf nicht meine absolute Erfüllung ist. Nach einigen Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit im CVJM entschied ich mich dazu, Hauptamtlicher zu werden. Die nötige Ausbildung absolvierte ich am Theologisch-Pädagogischen Seminar Malche in Porta Westfalica. Die Ausbildung hat sich für mich zu hundert Prozent gelohnt. Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und ich habe meine Frau Saphira an der Malche kennen gelernt.

Nach der dreijährigen Ausbildung an der Malche zog es mich nach Rückersdorf (Mittelfranken). Dort arbeitete ich drei Jahre als Jugendleiter des VJG Rückersdorf.

Für meine Frau und mich war das eine sehr schöne Zeit. Jedoch wurde uns schnell klar, dass wir uns gerne einer neuen Herausforderung stellen möchten. Entweder Osten oder der Ruhrpott. Nun bin ich hier in Gelsenkirchen und meine Frau arbeitet als Gemeindepädagogin in Duisburg. Bisher haben wir diese Entscheidung nicht bereut. Besonders schätze ich die direkte Art und das Multikulti hier. Traurig und erschreckend ist die große Armut, die einem gerade in Gelsenkirchen immer wieder begegnet. In meiner Arbeit habe ich immer wieder mit Kindern und Jugendlichen zu tun, für die es nicht selbstverständlich ist geregelte Mahlzeiten zu erhalten.

Tippen, Telefonieren, Abheften – das verbindet sich in meiner Vorstellung mit der Bezeichnung „Sekretär“. Aber beim CVJM ist das anders, oder?

Dann hätte ich mit Sicherheit nicht diesen Beruf gewählt. Natürlich gehört das auch dazu, aber es sind nicht die Hauptaufgaben. Wikipedia sagt: ‚Sekretär‘ ist die Funktion, die jemand in der Organisation ausführt.

Als CVJM Sekretär übernehme ich eine Vielzahl von organisatorischen und planerischen Aufgaben hinsichtlich der Jugendarbeit innerhalb des CVJM.

Ich erstelle Angebote für junge Menschen, übernehme die Leitung und die Durchführung bei der Umsetzung von Angeboten, schaffe zusammen mit dem Geschäftsführenden Vorstand die finanziellen Grundlagen und die Abrechnungen.

Zurzeit liegt mein Schwerpunkt bei der offenen Kinder und Jugendarbeit. Hier bin ich bemüht, Kindern und Jugendlichen aus dem sozialen Brennpunkt eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu bieten. Gerade diese Kinder und Jugendlichen brauchen im besonderen Maße Aufmerksamkeit, Vertrauen und Bestätigung, dass sie etwas wert sind.

Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders wichtig?

Authentisch zu sein und ein offenes Ohr für die Kinder, Jugendlichen und Mitarbeiter zu haben. Nur dann ist meines Erachtens ein vertrauensvolles und erfolgreiches Arbeiten möglich.

Gleiches gilt für meinen Christlichen Glauben. Mir ist wichtig, dass dieser ganz zu meiner Person gehört und nicht irgendwo am Rand steht. Gerade im Umgang mit Muslimen ist es mir wichtig, zu einhundert Prozent zu meinem Glauben zu stehen und jederzeit sprachfähig zu sein. Das nehme ich immer wieder neu als Herausforderung an. Mit Gleichgesinnten ist es meistens einfach, über seinen Glauben zu sprechen. Aber gerade im Gespräch mit Muslimen ist das teilweise echt schwer. Trotzdem immer wieder Stellung zu beziehen und das in Liebe und Geduld zu tun, dass ist jeden Tag neu eine große und spannende Herausforderung.