Geflüchtete Menschen in Gelsenkirchen und Wattenscheid – TEIL 3

Fragen an Superintendent Rüdiger Höcker über das Engagement für Geflüchtete im Kirchenkreis

Superintendent Rüdiger Höcker. Foto: Cornelia Fischer

GELSENKIRCHEN – Menschen fliehen vor Krieg, Verfolgung oder Hunger und kommen nach Europa auf der Suche nach einem Leben in Frieden und Freiheit. Die Flüchtlingskrise ist in aller Munde. Was tut sich eigentlich in Gelsenkirchen und Wattenscheid? Wie reagieren die Evangelische Kirche und ihre Diakonie? Die Online-Redaktion des Evangelischen Kirchenkreises hat drei evangelische Fachleute danach gefragt.

Pfarrer Rüdiger Höcker ist seit 2004 Superintendent des Kirchenkreises.

Superintendent Höcker, in welcher Form hat der Kirchenkreis bisher auf die Flüchtlingskrise reagiert?

Uns war es wichtig, die Themen zu bündeln. Entsprechend haben wir den Diakoniepfarrer beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk des Kirchenkreises und in enger Abstimmung mit dem Kirchenkreis das Thema zu begleiten. Was wir damals nicht wussten: In nur wenigen Monaten ist dieser Arbeitsbereich zu einem der größten Arbeitsbereiche gewachsen - mit gegenwärtig 28 Mitarbeitenden. Die Arbeit geschieht in enger Abstimmung mit der leitenden Sozialarbeiterin des Diakoniewerkes Heike Lorenz und mir. Regelmäßig wird in der Pfarrkonferenz und in der Runde der kreiskirchlichen Dienste über die Arbeit berichtet. So versuchen wir, einen hohen Vernetzungsgrad zu erreichen. Hinzu kommt eine enge Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden und den vor Ort tätigen ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Gemeinsam tragen wir eine Stelle der Ehrenamtsberatung und -begleitung.

Was soll diese Stelle leisten?

Uns war von Anfang an klar, dass wir Verantwortung für die vielen ehrenamtlichen Mitarbeitenden haben. Sie müssen einen Ort haben, an dem ihre Fragen und der Schmerz über gehörte Lebensgeschichten Gehör finden. Und dann geht es darum, gezielt weiterzuvermitteln an hauptamtliche Mitarbeiter oder Seelsorgerinnen und Seelsorger. Sie können die Fragen beantworten oder helfen, Gehörtes zu verarbeiten. Es geht auch darum, den Bedarf zu erheben und die Angebote ehrenamtlicher Arbeit richtig einzusetzen. Drittens gilt es, Aus- und Fortbildungsbedarf zu erkennen und Angebote für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu organisieren.

Ist das Engagement für Geflüchtete eine neue Aufgabe des Kirchenkreises?


Seit 1990 war der Kirchenkreis Träger der Beratungsstelle für Ausländer und Flüchtlinge in Gelsenkirchen. Im Sommer 2015 haben wir die Beratungsstelle im Betriebsübergang zum Diakoniewerk gebracht. So können Beratung und Begleitung miteinander vernetzt werden. Die notwendigen Rechtskenntnisse sind im Diakoniewerk abrufbar. Die Beratung kann auf der anderen Seite auf ein Netzwerk haupt- und ehrenamtlicher Begleitung zugreifen. Das Recht auf Flucht und das Recht auf Asyl ist zutiefst biblisch. Das wir uns als Kirche engagieren ist Teil unseres Selbstverständnisses. Kirche und ihre Diakonie sind dabei die zwei Seiten einer Medaille. So versuchen wir unserer Verantwortung für neu Zuwandernde gerecht zu werden. Es geht um die Rechte des Menschen und um seine Würde. Es geht um eine Anwaltschaft für die Rechte von Zuwandernden und Geflüchteten. Wir wollen unsere Aufgaben erfüllen in enger Abstimmung mit den Kommunen und den weiteren Wohlfahrtsverbänden, aber auch mit unserem Engagement für Menschen ohne Arbeit, ohne Wohnung, ohne Perspektive.