Gefährliche Blutgerinnsel schnell entfernen

Das hoch spezialisierte Verfahren Neurothrombektomie beherrschen nur wenige deutsche Kliniken, unter ihnen die EVK

 

PD Dr. Elmar W. Busch (links) und Dr. Ulf Laufer (Chefarzt der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Strahlentherapie) haben das neue Verfahren bei dem Gelsenkirchener Maler und Grafiker Rolf John erfolgreich angewendet. Bereits am

PD Dr. Elmar W. Busch (links) und Dr. Ulf Laufer (Chefarzt der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Strahlentherapie) haben das neue Verfahren bei dem Gelsenkirchener Maler und Grafiker Rolf John erfolgreich angewendet. Bereits am OP-Tag konnte er die ersten Zeichnungen machen. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Die Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen (EVK) bieten jetzt eine neue Therapieform für Schlaganfall-Patienten an. Blutgerinnsel, die im Gehirn ein großes Gefäß verschließen, können jetzt mit speziellen Kathetern entweder direkt mechanisch entfernt oder auch abgesaugt werden. „Neurothrombektomie“ heißt das neue Therapieverfahren, das in der Klinik für interventionelle und diagnostische Radiologie in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie eingeführt wurde.

Dabei handelt es sich um ein minimal-invasives Behandlungsverfahren, bei dem ein Katheter durch einen geeigneten Zugangsort, z.B. der Leiste, eingeführt und bis zu der betroffenen Stelle im Hirn gelenkt wird. Dort entfaltet sich ein „Stent“, eine Art Gitternetz, welches das Gerinnsel aufnimmt. Anschließend kann man beides miteinander über den Katheter wieder heraus ziehen. Gerade für Patienten, bei denen ein Blutgerinnsel ein großes Gefäß des Gehirns verschließt, ist die Thrombektomie wirkungsvoll. In rund 90 Prozent der Fälle kann das Gefäß wieder eröffnet werden. Bislang wird dieses hoch spezialisierte Verfahren nur in wenigen Kliniken in Deutschland angeboten. Damit erweitern die EVK die Behandlungsmöglichkeiten für Schlaganfall-Patienten. 250.000 Menschen erleiden jedes Jahr einen Schlaganfall, der in der überwiegenden Mehrzahl durch ein verstopftes Blutgefäß im Gehirn verursacht wird.

Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Ursachen für Tod oder Pflegebedürftigkeit mit bleibender Behinderung in Deutschland. Die Symptome sind vielfältig, je nach betroffenem Hirngefäß können Lähmungen einer Körperseite, Sprachstörungen, Sehstörungen, Doppelbilder oder Bewusstlosigkeit auftreten. „Einen entscheidenden Fortschritt in der Versorgung der Schlaganfallpatienten bieten die spezialisierten Zentren, die Stroke Units“, so PD Dr. Elmar W. Busch, Chefarzt der Klinik für Neurologie. „Deshalb haben die Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen in diesem Jahr durch einen Umbau die Behandlungsplätze von acht auf zehn erweitert. Die Neurothrombektomie kann bei bis zu 10 Prozent der Schlaganfälle eingesetzt werden. Doch auch hier gilt: Time is brain – Zeit ist Hirn. Je früher der Patient nach Beginn der Symptome zu uns kommt, umso besser sind seine Erholungschancen.“