Am 9. November 1938 wurden Synagogen in ganz Deutschland in Brand gesetzt, jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört, und jüdische Bürger verfolgt. Seit 1964 versammeln sich in Gelsenkirchen Menschen am 9. November, um der Opfer des nationalsozialistischen Terrors zu gedenken. Der diesjährige Schweigezug ging diesmal den Weg des allerersten Zuges von 1964 – über die Bahnhofstraße und die Arminstraße bis zur Georgstraße 2, wo die Synagoge der Stadt stand, bevor sie in jener Nacht zerstört wurde – und wo heute, seit 2007, die neue Synagoge steht.
Slava Pasku, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, erinnerte die Anwesenden daran, dass Antisemitismus auch heute nicht verschwunden sei. Dies sehe man zum Beispiel an den Angriffen auf israelische Fans bei einem Fußballspiel in Amsterdam.
Dieser Vorfall verdeutliche, wie notwendig es sei, heute entschlossener, denn je gegen Hass und Gewalt einzutreten.
Kantor Stanislav Krasnokutskiy betete das „El Male Rachamim“ (wörtlich: Gott voller Erbarmen), das ursprünglich zum Gedenken an die Opfer der Kreuzzüge entstand und heute der Opfer der Schoah gedenkt. In dem hebräischen Gebet werden die Orte der Vernichtung wie Auschwitz, Majdanek und Treblinka genannt, vermutlich die einzigen Worte in dem hebräischen Gebet, die von allen Anwesenden verstanden wurden.
Oberbürgermeisterin Karin Welge würdigte das langjährige Engagement der Demokratischen Initiative und insbesondere der Falken, die 1964 die erste Gedenkveranstaltung in Gelsenkirchen organisiert hatten. „Den vornehmlich jungen Leuten, die 1964 den Mut hatten, auf die Straßen zu gehen – und allen, die diese Tradition beibehalten und gepflegt haben, über sechs Jahrzehnte, bis heute“, dankte Welge. In ihrer Rede appellierte sie eindringlich an alle Anwesenden, sich auch in Zukunft sichtbar und unmissverständlich gegen jede Entwicklung zu stellen, die die Demokratie gefährden könnte. KO
Fotos: Cornelia Fischer