Festgottesdienst zwischen Rückblick und Ausblick

Die Kirchengemeinde Resse feiert ihren 100. Geburtstag

 

Mit einem Konzert des Posaunenchores unter der Leitung von Alexander Ribbat begann das erste Festwochenende der Kirchengemeinde Resse zu ihrem 100-jährigen Jubiläum. FOTO: CORNELIA FISCHER

So voll war die Resser Pauluskirche am Markt schon lange nicht mehr. Kaum einer der Plätze in dem Gotteshaus blieb am ersten Aprilsonntag unbesetzt. Es gab ja schließlich auch einen ganz besonderen Grund für den Andrang der Besucherinnen und Besucher: Seit 100 Jahren besteht in dem Gelsenkirchener Ortsteil eine Evangelische Kirchengemeinde und vor 90 Jahren wurde die Pauluskirche in Dienst gestellt. Einen doppelten Grund zum Feiern hatten also die Gemeindeglieder zusammen mit ihren Pfarrern Eckehard Biermann und Christian Plewka. Als Gastprediger für den Festgottesdienst hatte die Gemeinde Superintendent Rüdiger Höcker eingeladen, der gleichzeitig die Grüße des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid überbrachte. In seiner Predigt sparte der Superintendent auch nicht die Sorgen aus, mit denen es in der Gegenwart die Gemeinden überall zu tun haben. Der zahlenmäßige Rückgang der Gemeindeglieder ist natürlich auch in Resse deutlich spürbar. Während sich vor 40 Jahren rund 12.000 Menschen zur Evangelischen Kirchengemeinde des Ortes zählten, sind es heute nur noch etwas mehr als 4.000. Das führte im vergangenen Jahr zur schmerzlichen Schließung des Gemeindezentrums an der Kriemhildstraße. Der Superintendent rief die gottesdienstliche Gemeinde dazu auf, nicht nur auf das Vergangene zu blicken. „Ein Jubiläum ist auch ein Anlass, nach vorn zu schauen“, sagte er. In diesem Zusammenhang verwies er auf Abraham, der in schwieriger Situation Gottes Versprechen vertraute und dadurch großen Segen empfing. „Dieser Segen Gottes wird auch die Gemeinde in Resse weiterhin begleiten“, betonte Höcker. Festlich umrahmt wurde der Gottesdienst durch musikalische Darbietungen der vereinigten Kirchenchöre aus Resse und Middelich sowie des Posaunenchores der Gemeinde. Die Bläsergruppe hatte bereits am Vorabend bei einem Jubiläumskonzert mit Werken von Händel, Telemann und Mozart zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer erfreut.

Nach dem Gottesdienst fand ein Festempfang im benachbarten Gemeindehaus an der Böningstraße statt. Hier wurde noch einmal an die Geschichte der Gemeinde erinnert, deren Entstehen eng mit dem Bergbau verbunden ist. Durch die Abteufung der Kohlenschächte vor gut 100 Jahren strömten zunehmend auch evangelische Menschen in diese ursprünglich katholische Region. Zumeist kamen sie aus Ostpreußen, um im Ruhrgebiet Arbeit und eine neue Heimat zu finden. Damals wurden die Fremden oftmals von den Angehörigen der katholischen Gemeinden beargwöhnt. Inzwischen ist in den Orten längst eine lebendige Ökumene entstanden. Darauf wiesen in ihren Grußworten mehrere Vertreter der katholischen Nachbargemeinden hin. Auch einige der ehemaligen Resser Pfarrer nahmen an der Feierstunde teil und brachten Grüße mit. Natürlich gab es da das eine oder andere freudige Wiedersehen zwischen Gemeindegliedern und ihren ehemaligen Seelsorgern.

Noch bis zum September wollen die Resser den Geburtstag ihrer Gemeinde feiern. Insgesamt elf Veranstaltungen sollen aus diesem Anlass stattfinden und Gelegenheit zu Rückblick und Ausblick geben. WE