Evangelische Fahne hochgehalten

97-jährige Marianne Herbst geht in den Ruhestand vom Ehrenamt

 

 

 

Marianne Herbst (97) lädt die Bewohnerinnen und Bewohner des Caritas-Seniorenheims Bruder-Jordan-Haus alle 14 Tage zum Evangelischen Gottesdienst ein. FOTO: CORNELIA FISCHER

 

GELSENKIRCHEN – „Marianne Herbst ist einfach ein Phänomen.“ Das sagte die Bueraner Pfarrerin Katrin Göckenjan über die langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterin der Gemeinde Marianne Herbst. 31 Jahre lang hat sich die so Gelobte für den evangelischen Gottesdienst im katholischen Bruder-Jordan-Haus in Buer – er findet an jedem 2. und 4. Freitag um 16 Uhr statt – stark gemacht: Sie übernahm Küsterdienste wie Kerzen Anzünden oder Gesangbücher Verteilen, lud die evangelischen Bewohner des Seniorenheims ein und holte die Rollstuhlfahrer persönlich ab – so lange, bis sie im Dezember über einen Gehstock fiel und sich die Schulter prellte. „Jetzt schiebe ich keine Rollstühle mehr“, entschied die 97-Jährige.

Für die Gemeinde ist ihr Abschied ein herber Verlust, weiß Göckenjan. „Frau Herbst hat in dem Caritas-Haus immer die evangelische Fahne hochgehalten und unsere Angebote sicht- und hörbar gemacht.“ Marianne Herbst räumt ein, dass dies nicht immer einfach war: „Ich war bei den Katholiken kein sehr gerne gesehener Gast.“ Davon ließ sie sich aber nie abschrecken. „Ich wollte etwas Sinnvolles mit meiner Zeit anfangen“, sagte sie. Und es war ihr eine Herzensangelegenheit, die Seniorinnen und Senioren in dem Heim dazu zu bewegen, in den evangelischen Gottesdienst zu gehen. „Sie sitzen oft so träge in ihren Zimmern. Dabei haben wir doch so viel Grund, Gott dankbar zu sein“, sagte sie.

Dankbarkeit zeigte auch die Kirchengemeinde Buer am 28. Januar mit ihrem traditionellen „Danke-Tag“. Wie in jedem Jahr organisiert das Presbyterium eine große Feier für alle Ehrenamtlichen. In diesem Rahmen hat das Pfarrkollegium Marianne Herbst offiziell in den „ehrenamtlichen Ruhestand“ verabschiedet. Ganz aufhören will die lebensfrohe alte Dame aber nicht. „So lange ich mich gut fühle, will ich auch weiterhin die Kerzen im Andachtsraum anzünden und die Leute zum Gottesdienst einladen“, sagte sie. AR