Einfach in den Glauben hineinwachsen

Der Günnigfelder Helferkreis möchte Kinder in der Kirche heimisch machen

„Wir sind jetzt deine Gäste“ heißt es im Lied, das zum Beginn der Günnigfelder Kindergottesdienste gesungen wird. Die neuen Katechumenen Milosz Krzeminsi (links) und Pascal Gehling stellten diese Zeile pantomimisch dar. FOTO: CORNELIA FISCHER

„Wir sind jetzt deine Gäste“ heißt es im Lied, das zum Beginn der Günnigfelder Kindergottesdienste gesungen wird. Die neuen Katechumenen Milosz Krzeminsi (links) und Pascal Gehling stellten diese Zeile pantomimisch dar. FOTO: CORNELIA FISCHER

WATTENSCHEID –Die Erwartungen, die Ruth Groß beim Einstieg hatte, haben sich nicht nur erfüllt, sondern „die wurden sogar übertroffen“, sagte sie. „Ich lerne ganz viel von den Kindern.“

Gemeinsam mit Beate Cizmowski bildet Groß seit gut fünf Jahren die Stammbesetzung des Helferkreises in Wattenscheid-Günnigfeld. Moment mal: Helferkreis – was ist das eigentlich? Dabei handelt es sich um die traditionelle Bezeichnung der Gruppe, die gemeinsam mit Pfarrer oder Pfarrerin den sonntäglichen Kindergottesdienst vorbereitet und durchführt. Da Kindergottesdienst an jedem Sonntag heute eher die Ausnahme bildet, ist auch der Begriff „Helferkreis“ nicht mehr unbedingt geläufig.

Dass der regelmäßige Kindergottesdienst es nicht leicht hat, erleben sie in Günnigfeld auch. „Manche Kinder würden gerne kommen, doch es passt nicht in das Familienleben am Sonntag“, hat Pfarrer Christian Meier erfahren. So schwanken die Besuchszahlen. Zwischen zwei und 15 Kindern kommen zusätzlich zu den Katechumenen. So heißen die Schülerinnen und Schüler des kirchlichen Unterrichts im ersten Jahr. Sie bilden den verlässlichen Kern.

Cizmowski ist mit dem Kindergottesdienst aufgewachsen und findet es aus dieser Erfahrung heraus wichtig, ihn anzubieten: „Das ist eine gute Möglichkeit, in den Glauben hinein zu wachsen, auf die einfache Art.“ Nach den Sommerferien hat das Team mit den neuen Katechumenen erst einmal die Kirche kennen gelernt. „In einem Stuhlkreis lagen ganz viele Dinge wahllos durcheinander: Handy, Taufschale, Filzstift, Gesangbuch“, schilderte Groß. „Jeder nahm einen Gegenstand in die Hand und erklärte, ob er in die Kirche hinein gehört oder nicht.“

Im nächsten Schritt stand das Eingangslied im Mittelpunkt. „Du hast uns, Herr, gerufen, und darum sind wir hier“ wird jeden Sonntag zu Beginn des Gottesdienstes gesungen.“ Die Verben aus dem Liedtext wurden pantomimisch dargestellt. „Wenn man sich überlegen muss, was ein Verb wie ‚rufen‘ eigentlich bedeutet und wie man es darstellen könnte, dann wird die Bedeutung des ganzen Textes bewusster wahrgenommen“, erklärte Meier. Groß hat gerade im kreativen Bereich tolle Erfahrungen mit den Fähigkeiten der Kinder gemacht. „Ich mache mir vorher einen Kopf, wie man eine biblische Aussage umsetzen kann – und dann machen die das wie nichts.“

Die Auseinandersetzung mit biblischen Texten und religiösen Themen schätzen Groß und Cizmowski besonders an der Arbeit im Helferkreis. „Hier nähern wir uns den Themen an und lernen auch für uns selbst ganz viel“, berichtete Cizmowski. „Das ist auch ein Austausch über unseren eigenen Glauben“, ergänzte Groß. „Zum Beispiel fand ich das Wort ‚Demut‘ immer irgendwie deprimierend. Aber nachdem wir uns damit beschäftigt haben, hat es für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen.“

Zusätzlich zum regelmäßigen Kindergottesdienst bringen sich die beiden Frauen auch in zeitlich begrenzte Projekte mit Kindern ein. „Zur Kinderbibelwoche in den Herbstferien mussten wir einen Aufnahmestopp verhängen“, berichtete Cizmowski, „und beim Musical zu Weihnachten können wir uns vor Kindern kaum retten.“ Auch der ‚Kindergottesdienst unterwegs‘ mit Ausflügen zum Hafen oder in den Zoo findet breiten Zuspruch. So bestätigt sich in Günnigfeld die Tendenz, dass Kinder ebenso wie Erwachsene heute eher für zeitlich begrenzte Projekte als für wöchentliche Termine zu begeistern sind. Doch der Helferkreis möchte den Kindern auch weiterhin diese Möglichkeit bieten, in der Kirche heimisch zu werden. Ruth Groß ist überzeugt: „Diejenigen, die kommen, nehmen auch etwas mit.“ Und Pfarrer Meier erklärte schlicht: „Ohne den Kindergottesdienst würde mir was fehlen.“