Eine Kettenreaktion auslösen

Beim Politischen Nachtgebet ging es im Licht der Schöpfungs-Geschichte um Atomkraftwerke, Kohleverbrennung und Ökostrom

 

Klaus Breyer (links) stellte sich den kritischen Fragen von Dieter Heisig und den Teilnehmern des Politischen Nachgebetes. FOTO: CORNELIA FISCHER

Klaus Breyer (links) stellte sich den kritischen Fragen von Dieter Heisig und den Teilnehmern des Politischen Nachgebetes. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Die Kernschmelze im Atomreaktor von Fukushima hat gezeigt, dass die Atomenergie nicht menschengemäß ist. „Sie setzt voraus, dass Menschen keinerlei Fehler machen.“ Das sagte Pfarrer Klaus Breyer beim Politischen Nachgebet am 30. Juni in der Apostelkirche Buer.

Die Geschichte von der Erschaffung der Erde, wie sie ganz am Anfang der Bibel erzählt wird, sei keine naturwissenschaftliche Theorie, sondern Glaubensbekenntnis und Orientierung zugleich, erklärte Breyer, der landeskirchlicher Umweltreferent war und jetzt das Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen leitet. Die Schöpfungsgeschichte sei entstanden, als das Volk Israel im babylonischen Exil war. Die Babylonier glaubten an eine strenge Hierarchie verschiedener Götter untereinander mit dem Menschen als Sklaven auf der untersten Stufe. Dem setze das Volk Israel seinen Glauben an den einen und einzigen Gott mit dem Menschen als verantwortlichem Partner entgegen.

Unter die Überschrift „Macht euch die Erde untertan… Zwischen Fukushima und Datteln“ hatte der Ökumenische Initiativkreis Gelsenkirchen und Bochum dieses Politische Nachgebet gestellt. Und so fragte Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig (Gelsenkirchen) den Gast, wie denn heute der Schöpfungsauftrag „Macht euch die Erde untertan“ zu verstehen sei. – Ebenso wie damals bei seiner Entstehung, lautete Breyers Antwort. So wie ein König gut für sein Volk oder ein Hirte gut für seine Herde zu sorgen hatte, so sollte auch der Mensch sorgsam mit der Schöpfung umgehen. „In der Bibel ist die Erde nicht die ‚Umwelt‘ des Menschen, sondern seine ‚Mitwelt‘.“

Information, Gespräch, Gebet sowie das Nachdenken über einen biblischen Text und das eigene Handeln sind die Bestandteile des Politischen Nachtgebetes. Im Gespräch mit den rund 30 Teilnehmenden stand die Energiewende im Vordergrund. Am selben Tag hatte der Bundestag den endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Einige fürchteten, dass die Strompreise nun stark steigen würden. Andere richteten den Blick ins Ausland, wo Atomkraftwerke bestehen bleiben. Auch die Kohlekraftwerke wie Datteln wurden thematisiert. Kohleverbrennung sei mit starker CO2-Emission verbunden und daher nur als Übergangstechnologie denkbar, meinte Breyer. Er gab seiner Überzeugung Ausdruck: „Die Energiewende wird funktionieren – und sie wird eine Kettenreaktion auslösen.“