Einblick in das Wiedererwachen des Judentums

Der alte Jüdische Betsaal ist jetzt ein Ort zum Lernen und Debattieren

 

Die Räume des Betsaals konnten im Original erhalten werden. Rabbiner Chaim Kornblum (links) und der Vorbeter Aron Naor schauten sich um.

Die Räume des Betsaals konnten im Original erhalten werden. Rabbiner Chaim Kornblum (links) und der Vorbeter Aron Naor schauten sich um.

Judith Neuwald-Tasbach (rechts), die Vorsitzende der Gemeinde, mit Dr. Charlotte Knobloch (Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland). FOTOS: CORNELIA FISCHER

Judith Neuwald-Tasbach (rechts), die Vorsitzende der Gemeinde, mit Dr. Charlotte Knobloch (Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland). FOTOS: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – „Möge dieses Haus ungezählte Jahre geistiger Mittelpunkt unserer Gemeinde bleiben“. Man merkte der Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde Gelsenkirchens, Judith Neuwald-Tasbach, ihre innere Bewegung an, als sie mit diesem Zitat die Ansprache zur Einweihung des alten jüdischen Betsaals an der Von-der-Recke-Straße in der Altstadt begann. Im Jahre 1958 hatte ihr Vater Kurt Neuwald mit den gleichen Worten seinen Dank an die Stadt Gelsenkirchen zum Ausdruck gebracht, die damals die Gemeinde sehr unterstützte, damit die Jüdinnen und Juden hier wieder ein geistliches Zuhause hatten. 49 Jahre diente der Betsaal als Gottesdienststätte, bevor im Februar 2007 die neue Synagoge an der Georgstraße in Dienst gestellt wurde.

Nun gab es wieder einen Anlass zur Freude: Der alte Betsaal soll in Zukunft eine Begegnungsstätte für Menschen sein, die sich mit der jüdischen Geschichte Gel­senkirchens auseinander setzen wollen und die offen sind für Begegnungen der Kulturen untereinander. Ein Ort des Lernens, des Debattierens, der Kunst und des Brauchtums also.

In Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum in Dorsten und dem Gelsenkir­chener Institut für Stadtgeschichte wurde dieses Projekt entwickelt und nun verwirklicht. Dabei konnten die Räume im Original erhalten werden und geben nun einen Einblick in das Wiedererwachen des Judentums in der Ruhrgebietsstadt und in der ganzen Region.

Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, zeigte sich hoch erfreut, dass der alte Betsaal erhalten bleibt und auf diese Weise Zeugnis ablegt vom Wiedererwachen des Judentums nach den Vernichtungsbe­strebungen des Nationalsozialismus. „An diesem Neuanfang hatte Kurt Neuwald entscheidenden Anteil“, unterstrich sie in ihrer Ansprache.

Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff aus Düsseldorf überbrachte die Grüße der Landesregierung und machte deutlich, wie wichtig gerade Männer und Frauen aus dem Judentum für das Gemeinwesen waren und sind. Auch Gelsenkirchens Bürgermeister Klaus Hermandung zeigte sich hoch erfreut, dass es in der Stadt nun zwei wichtige Orte gibt, die vom Judentum Zeugnis ablegen.

„Aus einem Ort des Gebetes wird ein Ort der Begegnung. Eine schönere Um­widmung kann man sich gar nicht vorstellen.“ Charlotte Knobloch brachte es mit dieser Feststellung auf den Punkt und sprach damit aus, was wohl alle der Gäste an diesem Abend empfanden.