Ein Schatz liegt brach

Die christlichen Sozialverbände Gelsenkirchens stellten das Thema Kinderarmut in den Mittelpunkt

Beim Empfang der christlichen Sozialverbände stellten sich u.a. (von links) Stadtdechant Wilhelm Zimmermann, Oberbürgermeister Frank Baranowski und Präses Alfred Buß den Fragen von Sozialpfarrer Dieter Heisig. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Die Möglichkeiten der Bildung, Förderung und Entfaltung müssen gerechter verteilt werden. Das sagte Alfred Buß, der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), am 10. Januar im Augustinushaus. Buß predigte im ökumenischen Gottesdienst zum Neujahrsempfang der Christlichen Sozialverbände Gelsenkirchen. Armut bedeute mangelnde Teilhabe am Leben und schlimmstenfalls Ausschluss aus der Gesellschaft, so der leitende Theologe der mit rund 2,6 Millionen Mitgliedern viertgrößten evangelischen Landeskirche.

Buß kritisierte, dass das Kindergeld bei Hartz IV-Empfängern auf die staatliche Zuwendung angerechnet wird, weil es als eigenes Einkommen gilt. Und dass deren Kinder nur bis zur 10. Klasse mit einer Beihilfe von 100 Euro unterstützt werden, bedeute, dass diesen Kindern gar nicht zugetraut wird, bis zum Abitur zu kommen. „Wir fördern die Kinder nicht nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten. Sie kommen nicht zu ihrem Recht, und wir lassen einen Schatz brachliegen“, sagte der Präses.

Armut sei ein „Teufelskreis“ aus Mangelernährung, fehlender Liebe und Zuwendung, schlechter Bildung und Ausbildung, fehlender Arbeitsstelle, Geldmangel, fehlender Perspektive. Menschen wollten sich aber von klein auf entfalten und bilden. Buß: „Es tut gut, Menschen mit aufrechtem Gang, klarem Blick und fester Hand zu begegnen, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Was kann ein Mensch nicht alles, wenn ihm etwas zugetraut wird!?“

Im Anschluss an den Gottesdienst fand eine Gesprächrunde zum Thema Kinderarmut statt. Sozialpfarrer Dieter Heisig moderierte die Runde mit Präses Alfred Buß, Stadtdechant Wilhelm Zimmermann, Oberbürgermeister Frank Baranowski, Caritas-Direktor Peter Spannenkrebs, Diakoniepfarrer Matthias Kreft, Michael Niehaus von den Amigonianern und Ursula Gandjeh-Sani, der zweiten Vorsitzenden der Tafel. Sie machten die ganze Bandbreite von Kinderarmut heute deutlich und schilderten, was ihre Einrichtungen für arme Kinder tun und wie sie sich gesellschaftspolitisch engagieren.

Im Anschluss an das Gespräch auf der Bühne kamen die Teilnehmer mit den Mitgliedern der Sozialverbände bei einem Imbiss ins Gespräch. Zu den Christlichen Sozialverbänden Gelsenkirchens gehören die Bezirksverbände der Evangelischen Arbeitnehmerbewegung (EAB), der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der Kolpingsfamilien. Sie arbeiten in Gelsenkirchen eng zusammen und richten auch den „Sozialpolitischen Buß- und Bettag“ gemeinsam aus. KB