Eigentlich selbstverständlich

Dr. Manfred Scholle ist der erste Träger des Joseph-Preises für christliche Verantwortung in der Arbeitswelt

 

Klaus Wehrhöfer, Werner Skiba und Pfarrer Dieter Heisig (von links) überreichten die Urkunde über den undotierten Joseph-Preis zusammen mit einer Bronze-Statue als individuelles Geschenk an Dr. Manfred Scholle (2. von links). FOTO: CORNELIA FISCHER

Klaus Wehrhöfer, Werner Skiba und Pfarrer Dieter Heisig (von links) überreichten die Urkunde über den undotierten Joseph-Preis zusammen mit einer Bronze-Statue als individuelles Geschenk an Dr. Manfred Scholle (2. von links). FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Dr. Manfred Scholle ist mit dem Joseph-Preis 2011 ausgezeichnet worden. Der Festakt zur Preisverleihung fand am 11. November in der Hauptverwaltung der Gelsenwasser AG statt. Scholle war bis vor wenigen Wochen Vorstandsvorsitzender des Unternehmens und ist ehrenamtliches Mitglied der Leitung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Er ist der erste Träger des Joseph-Preises. Die Christlichen Sozialverbände Gelsenkirchen und das Evangelische Industrie- und Sozialpfarramt des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid haben den Preis ausgelobt, um Persönlichkeiten zu ehren, die in der Arbeitswelt an ethischen Maßstäben festhalten und sich für Frieden, Bewahrung der Schöpfung und Gerechtigkeit einsetzen.

Manfred Scholle sei es gelungen, den vermeintlichen Gegensatz von sozialem Engagement und ökonomischer Rationalität nicht nur zusammenzuhalten, sondern so zu gestalten, dass das eine dem anderen nutzt, sagte Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig in seiner Laudatio. Besonders erwähnte er die Maßnahmen zur Eingliederung Schwerbehinderter bei Gelsenwasser, das Gesundheitsmanagement des Unternehmens, das Gelsenwasser Generationenprojekt und die Praktika von Auszubildenden in Israel. Tief beeindruckt zeigte sich Heisig von Scholles deutlich formulierten Bedenken gegen die überstürzte Anwendung des so genannten „Fracking“- Verfahrens zur Erschließung von Erdgasvorkommen. „Sich so zu positionieren: dazu gehört Rückgrat und die Entscheidung, dass die Lebensbedingungen für uns und unsere Kinder im Zweifel wichtiger sind als die Chancen auf ökonomischen Vorteil. Das finden wir im Sinne christlicher Verantwortung in der Arbeitswelt preiswürdig.“

Er gehe eigentlich lieber zur Preisverleihung von Dritten, sagte Dr. Manfred Scholle, nachdem er die Urkunde aus den Händen von Werner Skiba (KAB-Stadtverband) entgegen genommen hatte. Zum einen seien die Verdienste, für die er geehrt werde, in erster Linie seinen Mitarbeitenden bei Gelsenwasser zu verdanken, zum anderen „werde ich letztlich für etwas geehrt, was doch eigentlich selbstverständlich sein sollte.“ Zwei Gründe hätten ihn bewogen, den Preis dennoch mit Freude anzunehmen: Er sei Lob und Anerkennung für Gelsenwasser und alle, die dort mit ihm an einem Strang gezogen haben. Zum anderen wisse er, dass viele Unternehmer in Gelsenkirchen ganz ähnlich ausgerichtet seien wie er selbst. „Ich verstehe den Joseph-Preis als Ansporn, als Ermutigung für ein solches Engagement.“

Die Christlichen Sozialverbände sind die Bezirksverbände der Evangelischen Arbeitnehmer-Bewegung, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung und des Kolpingwerks. Sie treffen sich mehrfach jährlich mit dem Evangelischen Industrie- und Sozialpfarramt und führen gemeinsame Aktionen durch. Der Name des neuen Preises bezieht sich auf den biblischen Joseph, den Zimmermann aus Nazareth und Ehemann der Maria. „Er hat keine bedeutenden Worte gesagt, sondern sich von Gott in die Pflicht nehmen lassen“, beschrieb ihn Klaus Wehrhöfer vom Kolping-Bezirksverband in der Begrüßung zum Festakt. Anschließend hielten die Pfarrer Dieter Heisig und Hermann Zimmermann eine ökumenische Andacht.