Die Bibel auf Schalke

Traditionsverein präsentiert eigene Bibel

Schalke-Kapitän Marcelo Bordon hier zur Saisoneröffnung im Kreise von Vertreterinnen und Vertretern des Fanprojekts. PRESSEFOTO

GELSENKIRCHEN – „An Gott kommt keiner vorbei – außer Stan Libuda.“ Seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wird dieser anekdotenhafte Satz immer wieder zitiert. Damals wurde in Gelsenkirchen für eine Evangelisationsveranstaltung Werbung gemacht, und überall im Stadtgebiet waren Plakate geklebt, um auf dieses Ereignis hinzuweisen. Irgendein Scherzbold soll dann bei einem Plakat unter den aufgedruckten Slogan „An Gott kommt keiner vorbei!“ den Zusatz „Außer Stan Libuda“ geschrieben haben, weil er damit seine Verehrung für den legendären Dribbelkünstler des FC Schalke 04 zum Ausdruck bringen wollte.

Schalke 04 und Religion – das waren immer schon zwei Bereiche, die man nicht unbedingt als einen Gegensatz ansah. Böse Zungen behaupteten sogar, der Fußballverein sei selbst so etwas wie eine Glaubensgemeinschaft.

Aber mal im Ernst: Kaum ein Club hat in seinem Stadion eine eigene Kapelle. In Deutschland gibt es bisher nur die Kapelle im Olympiastadion in Berlin. Im ökumenischen Andachtsraum der „Arena“ finden regelmäßig Trauungen oder Taufen statt, die vor allem von Pfarrer Jochen Dohm gehalten werden, der im Vorstand des FC Schalke 04 als Behindertenbeauftragter ehrenamtlich tätig ist.

Nun präsentiert der Traditionsverein als erster deutscher Fußballclub auch eine eigene Bibel. „Die Schalke-Bibel“ steht in großen Buchstaben auf dem in weitgehend blau und weiß gehaltenen Einband. Zwischen den Buchdeckeln findet sich dann die komplette Ausgabe der Heiligen Schrift in der „Neues Leben – Übersetzung“.  Diese moderne Übersetzung liegt seit zwei Jahren als ganze Bibel vor. Das Neue Testament war bereits 2002 fertig gestellt worden.

Aber neben dem Alten und dem Neuen Testament gibt es in der „Schalke-Bibel“ noch wesentlich mehr zu lesen. Wie einen Mantel umgibt die alten Texte eine Fülle von Seiten, die vor allem das Fanprojekt „Mit Gott auf Schalke e.V.“ verantwortet. Dahinter verbirgt sich eine Gruppe von Christinnen und Christen, für die Fußball und Glauben keine Gegensätze bedeuten. Es ist längst bekannt, dass sich einige Spieler, Betreuer und Fans vor den Spielen regelmäßig zum Gebet versammeln.

So schreiben in der Ausgabe der „Schalke-Bibel“ Mannschaftskapitän Marcelo José Bordon und Manager Andreas Müller ihre Erfahrungen mit dem christlichen Glauben nieder. Aber auch Angriffspieler Gerald Asamoah und U-23-Trainer Markus Högner bringen zu Papier, was ihnen der Glaube bedeutet. Und das CVJM-„Urgestein“ Fritz Pawelzik erinnert sich an seine Erlebnisse „auf Schalke“. Dass natürlich ein Grußwort des amtierenden Schalke-Präsidenten Josef Schnusenberg nicht fehlen darf, versteht sich von selbst.

Eine Bibel für einen Fußballverein und seine Fan-Gemeinde. Sicherlich für manche ein etwas gewöhnungsbedürftiger Gedanke. Aber wenn dadurch mehr Menschen mit der Heiligen Schrift in Berührung kommen, ist es bestimmt legitim. Auf jeden Fall wird der FC Schalke 04 dadurch nicht zu einer Glaubensgemeinschaft. Wie sagte Fußballpfarrer Jochen Dohm kürzlich in einem Interview der Süddeutschen Zeitung: „Schalke kann unmöglich eine Religion sein, weil mich Schalke nicht erlösen kann. Das kann kein Fußballverein der Welt.“

Die „Schalke-Bibel“ ist im Verlag R. Brockhaus in Witten erschienen und kostet 14,95 €. WE