Deutlich Flagge zeigen

Etappenziel Gelsenkirchen des Ostermarschs Rhein-Ruhr 2015: Auch 70 Jahre nach der Befreiung von Faschismus und Krieg setzen sich Demonstrierende des Ostermarschs für den Frieden ein

Mit Friedenssymbolen auf Plakaten und Banner marschierten die Demonstrierenden am Ostersonntag zum Gelsenkirchener Stadtgarten

Mit Friedenssymbolen auf Plakaten und Banner marschierten die Demonstrierenden am Ostersonntag zum Gelsenkirchener Stadtgarten

Nach der Kranzniederlegung am Mahnmal mit dem Gedenken an die Opfer von Krieg und Faschismus forderte Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig die Umsetzung der Ziele des Ostermarschs

Nach der Kranzniederlegung am Mahnmal mit dem Gedenken an die Opfer von Krieg und Faschismus forderte Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig die Umsetzung der Ziele des Ostermarschs

Mit geschmückten Fahrrädern und Fahnen: Der Fahradcorso des Ostermarschs führte von Essen über Gelsenkirchen nach Wattenscheid, Herne und Bochum

Mit geschmückten Fahrrädern und Fahnen: Der Fahrradcorso des Ostermarschs führte von Essen über Gelsenkirchen nach Wattenscheid, Herne und Bochum. FOTOS: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – „Da kommen sie endlich – und es sind ja doch ganz schön viele geworden!“ So freuten sich etliche der am Ostermarsch teilnehmenden Menschen, die am Ostersonntag im Stadtgarten auf die Demonstrierenden warteten, die per Fahrrad aus Essen kommend eintrafen. Am frühen Morgen waren es noch wenige Friedensaktivisten. Sie brachten Kuchen und Kaffee mit, um die später Hinzukommenden damit zu stärken. „Das machen wir schon seit mehreren Jahren so“, berichtete Karmelita Gaertig, die zusammen mit Leo Kowald vom Friedensforum Gelsenkirchen den Ostermarsch mit vorbereitete. Schon seit Jahren gibt es diese Tradition: Kriegsgegner, Pazifistinnen, politisch engagierte Menschen verschiedener Vereine, Initiativen und Organisationen, Gewerkschafter, Frauen aus Friedensgruppen in Gelsenkirchen und viele andere mehr: Sie kommen an Ostern zusammen, um ein Zeichen gegen Faschismus, Gewalt und Krieg zu setzen. In diesem Jahr – genau 70 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges– lautet ihre Forderung gemäß des diesjährigen Mottos: „Kriege stoppen – Atomwaffen ächten – zivile Lösungen schaffen!“

Friedensziele noch nicht erreicht

Nach der Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft stimmte der Musiker Peter Sturm die Versammlung auf das nachdenkliche Thema dieses Ostermarsches ein. Der evangelische Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig erinnerte an die Ziele des Ostermarsches: „Sie sind noch nicht erreicht, es ist offensichtlich nötiger denn je, deutlich Flagge zu zeigen und für sie einzutreten. Das Leben ist erneut gefährdet, es sterben inzwischen wieder Tausende – nicht nur weit weg von uns – sondern mitten auf unserem Kontinent.“ Manches deute darauf hin, dass es wieder Rückschritte bei der Friedenssicherung gegeben habe. „Natürlich wird es auch in Zukunft immer wieder Konflikte und Auseinandersetzungen geben. Aber die dürfen um Gottes Willen – und das heißt hier: um des Menschen willen – nicht durch Waffen und Kriege ausgetragen werden“, so Heisig.

Für soziale Gerechtigkeit einsetzen

Deutlich sei der Zusammenhang zwischen sozialer Ungerechtigkeit und der Bereitschaft zu Gewalt: Der Respekt und die Achtung vor dem Leben gehe verloren, wenn Menschen in unserer Gesellschaft außen vor gelassen werden und sie die Erfahrung machen, dass sie doch keine Chance haben. Heisig forderte dazu auf, nicht tatenlos zuzuschauen, sondern sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen – ein Mittel, das jeder und jedem zur Verfügung stehe.
Auch kleine Schritte können Großes bewirken, das wohl heutzutage so manchem utopisch vorkomme, so wie in der Inschrift auf dem Mahnmal formuliert: Zerstampft des Unrechts Drachensaat, zerstört den Hass von Staat zu Staat, versenkt die Waffen in Gewässern, dann wird im Friedenssonnenschein, die ganze Welt uns Heimat sein. „Lasst nicht nach, diese Ziele erreichen zu wollen“ schloss Heisig seine Rede, ehe er sich bei den Anwesenden für ihr Engagement bedankte. Mit einem Lied von Mikis Theodorakis wurden die Ostermarschierer zu ihrer nächsten Etappe, der Friedenskirche in Wattenscheid, verabschiedet.