Behutsamer Umgang mit dem Kirchraum

Die Matthäuskirche ist vielseitiger geworden

Nicht in neuem Gewand, sondern mit neuem Innenleben präsentierte sich die Matthäuskirche Middelich beim Festgottesdienst am 1. Advent. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Die Freude war groß in Buer-Middelich, als am 1. Advent nach dreimonatigem „Exil“ im Gemeindehaus der Gottesdienst wieder in der Matthäuskirche stattfinden konnte. Superintendent Rüdiger Höcker hielt die Festpredigt zu diesem Anlass. Er erzählte von dem Glücksgefühl, das sich einstellt, wenn es endlich soweit ist nach langer Zeit des Wartens und sprach Presbyterium und Gemeinde direkt an: „Vielleicht ging es euch ja genauso heute Morgen, kurz bevor wir die Kirche betraten, diesen herrlichen neuen Raum, für den ihr so gekämpft habt.“

Ursprünglich sollte es nur darum gehen, die Matthäuskirche energetisch auf den neuesten Stand zu bringen. „Bereits vor zehn Jahren hatten wir angefangen, für neue Fenster zu sparen“, sagte Pfarrer Ernst-Martin Barth. Sie waren einerseits reparaturbedürftig und verschwendeten andererseits mit ihrer einfachen Verglasung die Heizenergie. Auch das Erwärmen des Kirchraums stellte ein Problem dar. Die Matthäuskirche war noch mit einer „Sitzheizung“ ausgestattet, also Heizschläuchen, die unter den Sitzflächen der Kirchenbänke verliefen.

Zwei Energiegutachten kamen unabhängig voneinander zu dem gleichen Ergebnis: Die Fenster mussten eine zeitgemäße Dreifachverglasung erhalten und die elektrische Sitzheizung gegen eine Gas-Fußbodenheizung ausgetauscht werden. „Nun zog eine Maßnahme die nächste nach sich“, berichtete Pfarrer Barth. Für die Verlegung der Heizung mussten die Bänke heraus. Sie waren im Boden verschraubt und hinterließen 700 Löcher. Deshalb wurden neue Fliesen verlegt. Die Instandsetzung der Bänke wäre ebenso teuer geworden wie die Anschaffung neuer. Die Prinzipalstücke (Altar, Kanzel, Lesepult und Taufbecken) sollten im Stil zu dem neuen Kirchraum passen. „Sie sind einfach und transportabel“, sagte Pfarrer Barth. „Wir haben im Presbyterium auf eine schlichte Ausstattung Wert gelegt, die dennoch  eine Wertigkeit hat.“

So entstand im Zuge der Energiesanierung ein fast neuer Innenraum. „Doch wir sind sehr behutsam mit dem alten Kirchraum umgegangen“, sagte Architekt Ralf Chilinski. Er ist wieder erkennbar und dabei vielseitiger geworden. Der Altarraum ist näher an die Gemeinde herangerückt, die Anordnung der Bänke hat sich verändert – und alle Elemente sind beweglich. Innerhalb weniger Stunden können die ‚Möbel’ nun umgeräumt werden, für einen besonderen Gottesdienst oder ein Konzert. „Wir haben damit eine Vielseitigkeit geschaffen, der das Raumangebot in der Vereinigungsgemeinde sinnvoll abrundet“, sagte Pfarrer Barth. Die drei Partnergemeinden im Vereinigungsprozess, Erle, Resse und Resser Mark, hatten dieser Investition in die Zukunft der Matthäuskirche im Vorfeld zugestimmt.

Vor der Innenraumrenovierung der Kirche wurde nach der Vorgabe des Kirchenkreises der Gebäudebestand begutachtet. Das Ergebnis: Die Kirche ist baulich in Ordnung, doch der vorgelagerte Glockenturm muss von außen saniert werden. Die beiden Maßnahmen kosten insgesamt 500.000 Euro. „Davon haben unsere Gemeindemitglieder 180.000 Euro allein aus Spenden finanziert“, freute sich Pfarrer Barth. Der übrige Betrag kommt aus der gemeindlichen Baurücklage und von einem Darlehen des Kirchenkreises. KB