Alles, was in Bewegung bringt

Die Evangelische Gesamtschule hat eine neue Schulpfarrerin

Sie fühlt sich wohl an der EGG und in Gelsenkirchen: Britta Möhring. FOTO: KATHARINA BLÄTGEN

Sie fühlt sich wohl an der EGG und in Gelsenkirchen: Britta Möhring. FOTO: KATHARINA BLÄTGEN

GELSENKIRCHEN – An der „Nahtstelle zwischen Kirche und Schule“ arbeitet sie am liebsten. Deshalb hat Britta Möhring auch keinen Moment mit ihrer Bewerbung gezögert, als an der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen (EGG) eine Pfarrstelle eingerichtet wurde. Seit dem 1. September sie Schulpfarrerin in der Bismarcker Modellschule. „Schon bei Besuchen in den Jahren zuvor habe ich mich dort gleich wohl gefühlt und dieser Eindruck hat sich in den ersten Tagen voll und ganz bestätigt: Die Atmosphäre ist einfach nett – auch wenn das vielleicht ein zu schwaches Wort ist. Das Kollegium hat mich total herzlich willkommen geheißen, der Umgang auch mit den Schülerinnen und Schülern ist entspannt.“

Die neue Pfarrstelle des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid wird ausschließlich von der EGG finanziert. Neun (Zeit-) Stunden (was 12,5 ‚normalen‘ Unterrichtsstunden entspricht und damit einer halben Lehrerstelle) unterrichtet Britta Möhring Religion. Neben diesem Standbein will die Schule ihr ganz bewusst Freiraum zur Gestaltung der Pfarrstelle lassen. „Da muss ich erst mal genau hinschauen“, berichtete sie. „Ich kann mich einbringen in die Partnerschaft mit Sambia oder beim Diakoniepraktikum, doch auf den ersten Blick läuft beides richtig gut, also fragt sich, ob die Beteiligten mich dabei überhaupt brauchen.“ Ein erster Ansatz hat sich durch eine Qualitätsanalyse im April 2013 ergeben. „Dabei kam heraus, dass das Thema ‚evangelisch‘ in der Schule zwar vorkommt, sich aber eher zufällig ergibt. Da möchte ich gerne so etwas wie einen roten Faden hineinbringen.“


In Gelsenkirchen ist Einiges los

Möhring war seit 2008 als Pfarrerin beim Pädagogischen Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen für die Religiösen Schulwochen und für Lehrerfortbildung im Bereich Schulseelsorge zuständig. Zudem ist sie Lehrtrainerin für das ‚Zielorientierte Kurzgespräch‘ – für Laien wie die Autorin: Wie gestalten Lehrer Pausengespräche mit Schülern so, dass etwas dabei herauskommt, möglichst für beide Gesprächspartner? Gerade die Religiösen Schulwochen werden stark nachgefragt und die Pfarrerin hat dabei in ganz Westfalen viele gute Erfahrungen gemacht mit der Arbeit dort, wo sie sich am wohlsten fühlt, der Nahtstelle zwischen Kirche und Schule.

Die EGG kennt sie schon seit langem und freut sich nun, sie von innen noch besser kennen zu lernen. Ihren Wohnsitz hat sie bereits von Schwerte nach Gelsenkirchen verlegt und ist „positiv überrascht. Die Stadt ist größer als ich dachte und auch kulturell ist hier Einiges los.“


Ein junges Kollegium

Geboren und aufgewachsen ist Britta Möhring in Soest. Gleich nach der Schule zog es sie in die Ferne nach England, wo sie 18 Monate für Aktion Sühnezeichen arbeitete. Nach dem Studium in Berlin, Wuppertal und Bochum lernte sie Harald Lehmann, den späteren Leiter der EGG, bei der Mitarbeit an einem Projekt zur Öffnung der Bottroper Janusz-Korzak-Gesamtschule in den Stadtteil hinein kennen. Danach war sie fünf Jahre lang für die Vereinigte Evangelische Mission (VEM) auf den Philippinen als Dozentin für Biblische Theologie. Gut acht Jahre Religionsunterricht an Realschule und Gymnasium im Christophorus Jugenddorf Versmold schlossen sich an.

Viele Termine nimmt ist die 51-Jährige mit dem Fahrrad wahr und mag überhaupt alles, was in Bewegung bringt, wie Wandern oder Kanusport. Eine ganz neue Erfahrung hat sie an der EGG bereits gemacht. „Weil die Schule noch relativ jung ist, ist auch das Kollegium jung. Zum ersten Mal gehöre ich zu den Älteren.“

Die EGG nahm 1998 mit der ersten fünften Jahrgangsstufe ihren Betrieb auf. Sechs Jahre lang entwarf jeder Jahrgang mit Architekt Peter Hübner seine neuen Klassenhäuser. Heute hat die EGG jedes Jahr die höchste Anmeldungszahl aller Gesamtschulen in Gelsenkirchen. Von den 1.200 Schülerinnen und Schüler leben 80 Prozent im Stadtteil Bismarck. Schuldirektor ist seit Februar 2013 Volker Franken.