Ein starkes Stück Kirche (8)

„Wir sind so unterschiedlich von den Charakteren her, vom Alter her, von der Familiensituation her, aber wir haben alle eine gemeinsame Basis, auf der wir stehen!“

Katja Faubel, Christus-Kirchengemeinde Buer (13.839 Mitglieder, 4 Kirchen, 3 Gemeindehäuser)

„Presbyter, Hilfe! Der Ältestenrat! Ich hatte da solche Erinnerung, die strahlten solch eine Würde aus. Ja, und dann komm ich!“ Die heute 43-jährige Katja Faubel lacht bei den Erinnerungen an ihre Anfänge vor sieben Jahren. Seit Teenagerzeiten war sie in der Thomaskirche aktiv, jahrelang hat sie ehrenamtlich im Kindergottesdienst tatkräftig mitgewirkt. Nach einigen Jahren Abwesenheit zog es die junge Mutter wieder zurück in „ihr“ Revier. Der Pastor kannte sie noch, ergriff gleich die Gelegenheit und lud sie ein, sich zur Presbyteriumswahl zu stellen.

„Bis dahin habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht, ob ich die Gemeinde mit leiten könnte.“ Doch der Pfarrer blieb hartnäckig, traute ihr also durchaus auch einiges zu. „Und dann bin ich dazu gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde. Ich dachte, wenn er meint, ich kann das, dann probier ich das eben einfach mal.“ Zur ersten Sitzung ging sie ganz unbedarft hin, wie sie sagt: „Man muss ja erst mal gucken, wie läuft das hier überhaupt. Worüber stimmt man hier überhaupt ab? Am Anfang hab ich mich sehr klein gefühlt, so ein bisschen wie ein Schulanfänger in der ersten Klasse.“ Doch die fröhliche junge Mutter, zu der Zeit noch in Elternzeit, fand sich schnell in „ihren“ Bereich hinein: „Kindergarten, das war ja gerade sowieso mein Thema und das ist auch so geblieben. Diesen Bereich finde ich auch nach wie vor echt wichtig. Ich hab immer so das Gefühl, dass den Kindern so ein bisschen die Lobby fehlt.“

Ihr zweiter Schwerpunkt begleitet sie von klein auf an, die Musik: „Ich mach schon immer Musik, seit ich denken kann. Angefangen hab ich mit klassischer Gitarre, auf Umwegen bin ich dann als Jugendliche bei der Orgel gelandet.“ Vor einigen Jahren ergab sich dann die Gelegenheit, Katja Faubel griff sogleich zu und startete die Ausbildung zur C- Musikerin. „Jetzt bin ich hier in dieser Gemeinde für Kasualien zuständig, also Trauungen, Taufen, Ehejubiläen.“

Doch in der Gemeindeleitung muss sie auch schwierige Entscheidungen mittragen. „Für mich war das unangenehmste, als es darum ging, dass ein Kindergarten geschlossen werden sollte!“ Trotzdem war sie froh, im Presbyterium zu sein und zu sehen, es gab zu diesem Schritt einfach keine Alternative. Jetzt konnte sie Außenstehenden die Gründe, die zur Schließung geführt haben, plausibel erläutern.

„Was ich im Presbyterium schön finde, das ist, wir sind so unterschiedlich von den Charakteren her, vom Alter her, von der Familiensituation her, aber wir haben alle eine gemeinsame Basis, auf der wir stehen! Es geht uns zusammen um eine Sache.“

Und was sagt sie denen, die schon Interesse an einem Presbyteramt hätten, aber noch etwas zögern? „Ich finde, man sollte keine Angst davor haben, man sollte hingehen und wenn man das Gefühl hat, ach ja, vielleicht wär das was für mich, dann soll man das einfach ausprobieren.“ So lief es bei ihr selbst ja schließlich auch. Und zur nächsten Wahl will sie wieder kandidieren und im gar nicht so altehrwürdigen Ältestenrat weiter mitmischen.

Text und Foto: Frauke Haardt-Radzik