Erste Hilfe für die Seele

Notfallseelsorger im Ruhrgebiet werden

An der lila Weste sind ausgebildete Notfallseelsorger gut zu erkennen: Pfarrer Peter Rutz (links) leitet den nächsten Kurs für Notfallseelsorge. André Birk hat in rund 30 Einsätzen wertvolle Erfahrungen gemacht. Foto: Cornelia Fischer

An der lila Weste sind ausgebildete Notfallseelsorger gut zu erkennen: Pfarrer Peter Rutz (links) leitet den nächsten Kurs für Notfallseelsorge. André Birk hat in rund 30 Einsätzen wertvolle Erfahrungen gemacht. Foto: Cornelia Fischer

GELSENKIRCHEN – „In ihrer Angst vor einem langen Sterben hatte sich meine Mutter aus dem Fenster gestürzt“, berichtete Dagmar F. (Name geändert). „Ich hätte das nie gedacht, aber da war es so unglaublich hilfreich, einen Notfallseelsorger an meiner Seite zu haben. Polizei und Rettungsarzt waren freundlich, doch sie mussten sich in erster Linie mit dem Fall beschäftigen. Der Notfallseelsorger war ganz für mich da und hat mir geholfen, mit der Situation umzugehen.“

Dass niemand alleine bleibt, wenn ein Unglück geschieht, dafür sorgen in Gelsenkirchen derzeit rund 20 ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger. Sie leisten „Erste Hilfe für die Seele“ und stehen dafür rund um die Uhr bereit. Wenn sie von der Leitstelle der Feuerwehr angefordert werden, fahren sie zum Einsatzort und bieten den Betroffenen Beistand und Hilfe an. Sie sind dafür gut ausgebildet und werden ihrerseits professionell begleitet. Diese Arbeit wird von der evangelischen und katholischen Kirche im Stadtgebiet getragen. Die Evangelische Kirche von Westfalen hat fünf Pfarrstellen für die Notfallseelsorge eingerichtet. Zuständig für die Region Ruhrgebiet (Kirchenkreise Gelsenkirchen und Wattenscheid, Bochum, Herne, Gladbeck-Bottrop-Dorsten und Recklinghausen) ist ab Februar 2019 Pfarrer Peter Rutz (Gelsenkirchen).

Im Sommer 2019 bietet Pfarrer Rutz einen neuen Ausbildungskurs für die Notfallseelsorge an. Er wird in Gelsenkirchen stattfinden und umfasst 15 Module. Sie bestehen aus jeweils 2x90 Minuten und finden in der Regel freitags statt. Wer den Kurs erfolgreich absolviert, macht seine ersten Einsätze in Begleitung eines erfahrenen Notfallseelsorgers. „Das Ziel ist natürlich die langfristige Verstärkung unseres Teams und die Übernahme von Rufbereitschaften“, so Pfarrer Rutz. „Regelmäßige Teamtreffen gehören ebenso dazu wie die Nachbereitung der eigenen Einsätze und die Teilnahme an weiteren Fortbildungsveranstaltungen.“

Wer sich vorstellen kann, Notfallseelsorger oder -seelsorgerin zu werden, wendet sich am besten sofort an Pfarrer Peter Rutz (peter.rutz@ekvw.de) und verabredet einen Gesprächstermin, um offene Fragen zu klären. „Wer bereits mit Menschen arbeitet oder gearbeitet hat, kommt meistens gut zurecht mit den Anforderungen“, weiß Rutz aus den  Kursen der letzten Jahre. Erfahrungen in Medizin oder Psychologie, Sozialarbeit oder Seelsorge, Rettungsdienst oder Krankenpflege sind oft hilfreich dabei, ebenso wie das Engagement in Hilfsorganisationen, Pfarr- und Kirchengemeinden oder in psychosozialen Arbeitsbereichen.

„Notfallseelsorge lohnt sich“, sagt André Birk. Er hat den Kurs 2017 absolviert und seitdem regelmäßig Rufbereitschaften übernommen. „Es sind intensive Erfahrungen, die mich als Mit-Mensch wachsen lassen.“