Eine neue Zukunft finden

Der Interkulturelle Arbeitskreis stellte den Pilgerweg unter das Thema „Flucht“

Der Weg von der Neuen Synagoge zur Moschee Merkez Camii führte die Pilgerinnen und Pilger aus drei Religionen durch die Gildenstraße. PHOTO: CORNELIA FISCHER

Der Weg von der Neuen Synagoge zur Moschee Merkez Camii führte die Pilgerinnen und Pilger aus drei Religionen durch die Gildenstraße. PHOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Der Pilgerweg mit Friedengebeten führte am Donnerstag, 29. September, zu drei Gotteshäusern der Religionen Judentum, Christentum und Islam. Los ging es um 17 Uhr in der Neuen Synagoge. Nach dem Friedensgebet dort ging es zur Moschee Merkez Camii und von dort zur Evangelischen Altstadtkirche.

Der Pilgerweg wird vom Interkulturellen Arbeitskreis Gelsenkirchen veranstaltet. Hier arbeiten evangelische und katholische Christinnen und Christen, Jüdinnen und Juden sowie Muslime und Muslima an der Verständigung untereinander. Sie möchten, dass alle drei Weltreligionen zum friedlichen Miteinander in Gelsenkirchen beitragen. Vorsitzende des Arbeitskreises ist die evangelische Pfarrerin Kirsten Sowa (Emmaus-Kirchengemeinde Gelsenkirchen).

Der diesjährige Pilgerweg stand ganz im Zeichen der Fluchtwelle 2015 und 2016. So war eine der Fürbitten in der Evangelischen Altstadtkirche aus der Sicht der geflüchteten Menschen formuliert: „Gott, wir bitten als Menschen, die selbst geflüchtet sind: Hilf uns, hier einen neuen Anfang zu wagen und eine neue Zukunft zu finden - für uns selbst, aber auch für unsere Familien. Es tut gut, morgens aufzustehen und frei atmen zu können, ohne Angst, dass das eigene Leben in Gefahr ist. Gleichzeitig bleiben Sorge und Unsicherheit, wie es unseren Familienangehörigen geht. Wir wünschen uns sehr, dass sie bald bei uns sein können, in Sicherheit und Frieden.“

Eine weitere Fürbitte galt denen „die sich an die Seite geflüchteter Menschen stellen und Hilfe organisieren, dass sie bei Kräften und guten Mutes bleiben; dass sie sich freuen über gelungene Schritte; dass sie sich nicht übernehmen, sondern auch auf Grenzen achten.“

An jeder Gebetsstation erzählten Geflüchtete, warum sie ihre Heimat verlassen mussten, was sie auf der Flucht erlebt haben, wie sie in Gelsenkirchen heimisch geworden sind oder was sie sich von ihrem Leben in dieser Stadt erhoffen. So arbeiten Dana Rashid (die in der Synagoge berichtete) und Lilia Saad (Moschee) heute bei der Arbeiterwohlfahrt und helfen selbst Geflüchteten bei der Integration. Der junge Mann aus Syrien, der in der Altstadtkirche zu Wort kam, hofft auf eine neue Zukunft und darauf, bald wieder mit seiner Familie zusammen sein zu können.

Zum Abschluss gab es in der Neuen Synagoge einen Imbiss und das interkulturelle Konzert unter dem Titel „Frieden für alle“. Neben Faik Aliyev und Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde spielte auch der Posaunenchor Blechwerk der Emmaus-Kirchengemeinde Gelsenkirchen. Dabei durfte mitgesungen werden. Das Repertoire reichte von „Verleih‘ und Frieden gnädiglich“ bis „Hevenu Schalom aleichem“. Can Kinlinc brachte auf der Gitarre traditionelle türkische Musik zum Klingen.