GELSENKIRCHEN UND WATTENSCHEID – Spontan und ohne Anmeldung einfach in eine Kirche gehen und den Gottesdienst an Heiligabend dort erleben? Geht in diesem Jahr gar nicht! Seit Wochen wird und wurde in den Gemeinden intensiv überlegt, geplant, verworfen, auf neue Corona-Bestimmungen gewartet und wieder neu geplant. Sicher ist in diesem Jahr an Heiligabend lediglich: Alles ist diesmal anders. Volle Kirchen, Gedränge um die besten Plätze (schließlich gehört der gewohnte Gottesdienst doch zum Fest irgendwie dazu) sind dank Corona diesmal einfach nicht drin. Vielleicht ist das aber auch gut so. Die Routine der Weihnachtsgottesdienste steht auf dem Prüfstand – und die Gemeinden in Gelsenkirchen und Wattenscheid haben die große Aufgabe angenommen. Was machen wir an Heiligabend? Worauf können sich Familien mit Kindern, aber auch alle anderen Gottesdienstbesucher an Heiligabend freuen?
Hier einige Beispiele für das, was Gemeinden im Kirchenkreis unter Berücksichtigung von Hygienevorschriften und Abstandsregeln an Heiligabend planen.
In der Evangelischen Christus-Kirchengemeinde Buer heißt es in allen vier Gotteshäusern: Hereinspaziert in die offene Kirche! Hier ist keine vorherige Anmeldung erforderlich, doch jeder Besucher, alle Familien müssen einen Zettel mit den eigenen Daten bereits ausgefüllt mitbringen. Pfarrer Ernst-Martin Barth etwa freut sich in der Matthäuskirche (14-16 Uhr) auf Familien mit Kindern: „Am Eingang erhält jedes Kind eine Jutetasche. Dann geht es los, ein Rundgang durch die weihnachtliche Kirche beginnt.“ So wird an einer Station die Hirtengeschichte gespielt, dann geht es weiter zur großen Krippe, diese darf auch begangen werden. An einer anderen Station werden Teile der Weihnachtsgeschichte vorgelesen. „Die Besucher erhalten ‚give aways‘, wie es neudeutsch so schön heißt, das sind Handschmeichler, Fotos der Krippe, das Friedenslicht von Bethlehem und schließlich eine CD mit Orgelmusik, eingespielt vom Kantor Thomas Dieker“, freut sich Pfarrer Barth auf neue Begegnungen an Heiligabend. Durch getrennte Ein- und Ausgänge, aufgemalte Wartekreise vor der Kirche und genügend großen Abstand an den einzelnen Stationen innerhalb der Kirche sollte der Heiligabendbesuch hier hoffentlich sicher sein. In der Matthäuskirche gibt es um 18 Uhr auch einen Weihnachtsgottesdienst.
Einen anderen Weg beschreitet die Evangelische Kirchengemeinde Wattenscheid. Hier heißt es: Raus in die Gemeinde! So wird es Open-Air-Gottesdienste auf dem Alten Markt in der Wattenscheider Innenstadt, vor der Christuskirche in Günnigfeld, auf dem Kirchhof der Kreuzkirche in Leithe, vor der Versöhnungskirche Preins Feld und der Kapelle an der Höntroper Straße geben. Aber die Kirche begibt sich hier auch direkt hin zu den Menschen: „Wir planen einen Gottesdienst auf dem Parkplatz der Kleingartenanlage Vogelsang und einen auf dem Helmholtzplatz in der Kruppsiedlung an der Essener Straße“, so Pfarrer Dr. Uwe Gerstenkorn. Quasi im Schlappenbereich der Menschen dort. Und viele sind selbst bei diesen Gottesdiensten aktiv dabei. Doch auch hier gilt wie überall: Unbedingt vorher anmelden!
Wiederum ganz anders plant die Epiphanias-Kirchengemeinde. Sie lädt ausdrücklich in ihre beiden Kirchen, die Christus-Kirche in Beckhausen und die Paul-Gerhardt- Kirche in Horst ein. Um dem zu erwartenden Ansturm gerecht zu werden, gibt es viele kürzere Gottesdienste über den Tag verteilt. Auch hier gilt, man ahnt es schon: Unbedingte Anmeldung vorab!
Die kleine Gemeinde Heßler hat sich wiederum etwas ganz Eigenes ausgedacht. Bereits im Sommer entstand die Idee, eine CD zu produzieren und mit dem Gemeindebrief zu verschenken. Pfarrer Michael Schönberg und Kirchenmusiker Lothar Trawny haben für alle Gemeindeglieder Vertrautes zusammengetragen: Glockengeläut und Musik mit dem Bachchor, die vertrauten Stimmen der Lektoren mit der Weihnachtsgeschichte nach Lukas, Predigt, Lieder aus dem Gesangbuch und eine Vorlesegeschichte, alles produziert in der Heßlerkirche und dem Gemeindehaus. So werden viele, die zuhause bleiben müssen, sich die CD anhören und dabei trotzdem ein wenig in der Kirche sein. Für die Gottesdienste um 15 und um 17 Uhr gilt: Anmelden!
Alle Kirchen geschlossen, heißt es an Heiligabend in der Trinitatis-Kirchengemeinde Buer. Gottesdienste werden aber trotzdem gefeiert, nur eben draußen. So treffen sich die Besucher auf dem Kirchhof der Apostelkirche, der Markuskirche und der Adventskirche. Nach vorheriger Anmeldung werden den Familien feste Standplätze zugewiesen. Und damit die Füße nicht am Boden festfrieren, ist aktives Mitmachen beim Krippenspiel ausdrücklich erwünscht.
Ausdrücklich nicht erwünscht ist durchgehendes Nass von oben. Alle hoffen, dass es für die Dauer der Freiluftgottesdienste trocken bleibt und die Besucher an Heiligabend nicht mit tropfnasser Kleidung nach Hause gehen müssen. Besondere Gottesdienste in diesem besonderen Jahr: Vielleicht wird es ja so mancher Besucher genießen, dass eben mal nicht alles nach Plan, so wie immer und wie gewohnt, abläuft. Heiligabend als ein kreativer Neubeginn? Warum eigentlich nicht! FHR
Alle Gottesdienste an Heiligabend – und die Möglichkeiten zur Anmeldung – stehen [hier]